Die Herzen der Zwillinge Leo und Louis schlagen seit ihrer Geburt in Trubschachen im Emmental im Gleichtakt. Ihr Puls hat selbst dann denselben Rhythmus, wenn der eine Bub an der lokalen Gemäldeausstellung in aller Ruhe gefälschte Bilder entlarvt, während der andere sich beim Rugby verausgabt. Der Eintakt der Herzen ist laut dem Arzt «unlogisch und somit phänomenal».

So liest sich anfänglich auch der Roman von Res Brandenberger: Der Autist Louis identifiziert nicht nur auf einen Blick gefälschte Kunst oder Computerprobleme, er kann sogar die Gedanken seines eloquenten Bruders Leo lesen. Die Gedankenübertragung lässt die Zwillinge zum gefürchteten Fussball-Sturmduo werden.

Erst als Leo sich verliebt, wird die enge Verbindung unterbrochen. «Von dort, wo sonst die Bilder, die Gedanken herkommen, das Verstehen, die Denkwellen seines Bruders, von dort kommt nichts als Rauschen, Flimmern.»

Der Berner Autor erzählt bis zu diesem Punkt eine überraschende Familien- und Dorfgeschichte. Als Louis wegen Leos Liebe das Emmental kurzentschlossen verlässt und sich nach Irland durchschlägt, wird aus dem sanftmütigen Roman eine märchenhafte Reiseerzählung. Der Gedankenleser Louis trifft auf eine Reihe unwahrscheinlich selbstloser Menschen. Einem kleinen Magier gleich, verwandelt Louis als «Grand.Voyageur» die Bühne des Romanpersonals in eine zuckrig-heile Welt. Die Geschichte gleitet dabei fast ins Kitschige ab.

Schade ist, dass Res Brandenberger sein Erstlingswerk mit Formexperimenten schmückt wie einem «halbbatzigen» Hexameter und zu oft Anekdoten einflicht über seine schriftstellerischen Überlegungen.

Res Brandenberger
«Louis.Brot.»
400 Seiten
(Landverlag 2014).