kulturtipp: Die Sprache ist Ihre Waffe. Wie kamen Sie zu einer derartigen Teufelszunge?
Olga Tucek: Ich habe schon immer gerne beobachtet und das Gesehene dann in Worte gefasst – sei es in Gedichten, Geschichten oder Liedern. Die Sprache und ihr künstlerischer Einsatz sind mir seit Kindesbeinen wichtig. Bis heute nutze ich die Sprache nicht ausschliesslich über meine Teufelszunge, sondern auch gerne durch meine Dichterinnenlippen.
Ihre Stücke sind keine leichte Kost. Beissen Sie sich trotz Routine zwischendurch auch mal fast die Zähne aus?
Die Zähne werden dann strapaziert, wenn das Thema in eine Struktur soll: Dann kann, mangels passender Reime oder geschickter Anfänge, schon mal das Zahnfleisch bluten oder ich auf demselben kriechen. Zu harte Themen aber gibt es nicht – nur zu harte Chräbeli in der Adventszeit.
Sie nehmen auf der Bühne kein Blatt vor den Mund – sprechen ein Tabuthema nach dem anderen an. Wie fühlt man sich da vor einer Premiere?
Sehr neugierig. Mittlerweile nicht mehr ängstlich oder besorgt: Es lebt und spielt sich wesentlich leichter und entspannter, wenn Frau nicht mehr allen zu gefallen versucht.
Was war für Sie die grösste Herausforderung am neuen Bühnenprogramm?
Der Mut, zur Feinheit, zum Nachdenklichen und zu leisen Tönen zu finden: All diese Dinge waren in unseren anderen Programmen punktuell vorhanden, im «Rausch!» aber machen sie den ganzen zweiten Teil aus. Es brauchte Courage, das so auszuprobieren und nicht irgendwelche Erwartungen an Humorgehalt oder Schärfe erfüllen zu wollen. Ich bin froh, dass wir mutig waren – es funktioniert.
In der aktuellen Vorführung versetzen Sie das Publikum in Ekstase. Befinden Sie sich auf der Bühne selbst in einem Delirium?
Eigentlich ist das beste Bühnendelirium für mich die Entspannung. Je entspannter ich vor dem Publikum sein kann, desto mehr Delirium am Abend. Jetzt könnte ich natürlich auch sagen, dass Entspannung die totale Ekstase ist … Und das Leben ohnehin ein Delirium.
Ist die Satire für Sie zu einem Suchtmittel geworden?
Nein, überhaupt nicht. Ich treibe gern, was ich treibe, kann aber morgen zehntausend andere Dinge tun, die ebenso wunderbar sind. Hätte also bei Satireabstinenz keine Schüttelfröste, Weinkrämpfe oder Schweissausbrüche.
Können Sie sich ein Leben ohne Sarkasmus vorstellen?
Absolut. Es kommt für mich darauf an, wo und wie er zum Einsatz kommt. Privat hat er es bei mir eh eher schwer …
(Das Interview wurde schriftlich geführt)
Infos: www.knuthundtucek.ch