«Zone rouge»: Katerstimmung am Klassentreffen
Der türkisch-schweizerische Regisseur Cihan Inan geht den ungestillten Sehnsüchten ehemaliger Schulfreunde in seinem Film «Zone rouge» etwas gar plakativ auf den Grund.
Inhalt
Kulturtipp 23/2018
Letzte Aktualisierung:
06.11.2018
Ein paar Gläser Wein, heiteres Geplänkel: Eine ehemalige Freundesclique kommt nach einem Klassentreffen zu einem Schlummertrunk bei Marie (Chantal Le Moign) zusammen. Doch hinter der Fassade brodelt es, und das Treffen wird zu einem unheilvollen Ritt in frühere Zeiten. Die fünf Schulkameraden fallen in alte Rollenmuster zurück, und die Vergangenheit entpuppt sich als Minenfeld, wie der Filmtitel «Zone rouge» erahnen lässt. Das Gemälde eines ...
Ein paar Gläser Wein, heiteres Geplänkel: Eine ehemalige Freundesclique kommt nach einem Klassentreffen zu einem Schlummertrunk bei Marie (Chantal Le Moign) zusammen. Doch hinter der Fassade brodelt es, und das Treffen wird zu einem unheilvollen Ritt in frühere Zeiten. Die fünf Schulkameraden fallen in alte Rollenmuster zurück, und die Vergangenheit entpuppt sich als Minenfeld, wie der Filmtitel «Zone rouge» erahnen lässt. Das Gemälde eines Bombenkraters, das im Wohnzimmer hängt, bildet die passende Kulisse dazu. Gegen aussen geben sich die alternden Freunde zunächst fröhlich, ihre gelassene Miene ändert sich jedoch, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Denn auch die Erfolgreichsten unter ihnen haben ihre ungestillten Sehnsüchte, ihre unverarbeiteten Traumata. Und als Maries blühend junge Tochter Juliette auftaucht, droht das Treffen vollends zum Desaster zu werden …
Gekünstelte Dialoge und hölzernes Spiel
Dies ist die nicht ganz neue, aber spannende Ausgangslage, aus der Regisseur Cihan Inan einen explosiven Film gestalten könnte. Das überbordende Drehbuch liefert denn auch ein Drama nach dem anderen – von Inzest bis Transsexualität wird jedes erdenkliche Thema gestreift. Besonders störend sind die gekünstelten Dialoge und das meist hölzerne Spiel des Ensembles. Schauspieler Michael Neuenschwander als unbedachter Frauenheld bildet dabei eine der wenigen positiven Ausnahmen. Es wird allzu offensichtlich, dass Filmregisseur Inan, der als Schauspieldirektor in Bern amtet, vom Theater herkommt: Man sieht die Regieanweisungen im Film förmlich vor sich, ein Eintauchen in die Geschichte ist nicht möglich. «Zone rouge» nimmt zwar in der zweiten Hälfte an Fahrt auf, kann die Erwartungen an ein spannendes Thema aber nicht einlösen.
Zone rouge
Regie: Cihan Inan
Ab Do, 1.11., im Kino