Im Basler Theater gibt man in einer neumodischen Inszenierung einen antiken Klassiker: «Antigone sah aus wie die Pressesprecherin eines der hiesigen Chemiekonzerne.» Ein dringliches Bedürfnis führte den Regierungsrat Karl Burckhardt kurz zuvor in die Plastik «Intersection» von Richard Serra. Der Tatort: ideal, um ungesehen Wasser zu lassen – und um jemanden zu erstechen.

Ein Lektüre-Fest der Anspielungen
Die Spuren, die der Privatermittler Melchior Fischer aufnimmt, führen in die Vergangenheit, in jene Zeit, als der Ermordete in einer Studenten-WG hauste. Und so viel sei verraten, Vermutungen zum Täter erweisen sich alle als falsch: «Hatte ein Bewohner Basels durchgedreht angesichts des Theaterprogramms, der ständigen Schliessung von angesagten Partyclubs oder der Trainerwirren beim hiesigen Fussballverein?»

Fast so wichtig wie die menschlichen Protagonisten ist die Stadt Basel. Bortlik-Bücher sind auf einer Ebene Krimis, doch sie sind mehr: ein Lektüre-­Fest der Anspielungen mit satirischen Verweisen und Seitenhieben auf die Wirklichkeit. Auch solche: «Deswegen wurde das Jassen gerne auch im Staatsfernsehen gepflegt, um den Auftrag der Swissness zu erfüllen. Jassen also, ausgeübte Heimatkunde, an der Seele und am Herzen der einfachen Bevölkerung entlang zocken, landauf, landab, das nannte sich hierzulande ‹Service Public›.»

Auch wenn Bortlik die ­Lustigkeit mit seiner forcierten Schreibart bisweilen etwas strapaziert – für viel Vergnügen ist gesorgt.

Buch
Wolfgang Bortlik
Blutrhein
224 Seiten
(Gmeiner 2017).