Wo bin ich zu Hause?
Nach «Das Fräulein» erzählt Andrea Staka in ihrem neuen Film «Cure» von Mysteriösem in einer realen Lage: von Rollentausch und Identitätssuche zwischen Heimat und Fremde.
Inhalt
Kulturtipp 22/2014
Letzte Aktualisierung:
15.10.2014
Urs Hangartner
Die 14-jährige Linda (Sylvie Marinkovic) ist mit ihrem Arzt-Vater aus der Schweiz in dessen Heimat Dubrovnik an die Adriaküste zurückgekehrt. Die Zeit ist historisch genau situiert: 1993, ein Jahr nach der Belagerung der kroatischen Stadt durch die serbischen Truppen. Ennet der Grenze hört und sieht man noch Explosionen. Die Menschen in Dubrovnik sind Verwundete, ihre Seelen schmerzen. Doch man hat sich im Leben wieder eingerichtet, mehr oder weniger.
Linda ...
Die 14-jährige Linda (Sylvie Marinkovic) ist mit ihrem Arzt-Vater aus der Schweiz in dessen Heimat Dubrovnik an die Adriaküste zurückgekehrt. Die Zeit ist historisch genau situiert: 1993, ein Jahr nach der Belagerung der kroatischen Stadt durch die serbischen Truppen. Ennet der Grenze hört und sieht man noch Explosionen. Die Menschen in Dubrovnik sind Verwundete, ihre Seelen schmerzen. Doch man hat sich im Leben wieder eingerichtet, mehr oder weniger.
Linda hat eine neue Freundin gewonnen. Mit Eta (Lucia Radulovic) geht es eines Tages ans Meer. Eta kommt dabei ums Leben, sie stürzt die Klippe hinab. Vorher hatten die beiden jungen Frauen ihre Blusen und Frisuren getauscht. Jetzt übernimmt Linda die Rolle von Eta in einem mysteriösen Identitätswechsel. Die Suche nach Identität macht ihr zu schaffen: Wo gehört sie hin?
Die Fremde daheim
Hier im Balkan scheint sie eine Fremde zu bleiben, sie, die zwar kroatisch sprechen kann, ebenso aber zürichdeutsch. Etas Mutter und Grossmutter (Mirjana Karanovic aus Stakas preisgekröntem «Das Fräulein» von 2006) nehmen Linda an Etas Stelle in ihre Familie auf. Linda bleibt «die kleine Schweizerin». Ihr Problem, so sagt es ihr einmal Ivo, der Freund von Eta, sei, dass «du weder hierhin noch dorthin gehörst».
Regisseurin und (zusammen mit Thomas Imbach) Ko-Drehbuchautorin Andrea Staka interessierte bei ihrem neuen Film «das Unbewusste, Mysteriöse, Brutale». Ihren Stoff vermittelt sie zwar real, aber mit Auslassungen. So bleibt vieles in einer irritierenden Schwebe. Den Filmtitel «Cure» kann man doppeldeutig verstehen. Auf Kroatisch bedeutet er «Mädels, Gören», auf Englisch «Heilung, Kur». Linda, das Mädchen auf dem Weg zum Erwachsensein, scheint vielleicht Heilung zu finden – «Ich will uf Züri, det isch mis Dihei.» In Zürich wird sie mit dem Flugzeug landen. Das Schlussbild von «Cure» zeigt noch einmal die Adria.
Cure – Das Leben einer andern
Regie: Andrea Staka
Ab Do, 23.10., im Kino