Die Festhalle im luzernischen Willisau ist von musikhistorischer Bedeutung. Sie dient seit 1976 als Hauptbühne des sommerlichen Jazzfestivals, das zum Mekka der internationalen Szene wurde. Im nüchternen Zweckbau ausserhalb des schmucken Städtchens fanden schon unzählige epochale Konzerte statt, deren Radiomitschnitte später oft als CD-Editionen erschienen. Das Gütesiegel «Live in Willisau» findet sich auf Platten europäischer wie US-amerikanischer Jazzer – unter ihnen Pianistin Irène Schweizer und Sängerin Elina Duni, Bassist Ray Anderson oder Pianist Cecil Taylor.
Nachhaltiger Eindruck
Auch der südafrikanische Pianist und Bandleader Chris McGregor zählt zu diesem illustren Reigen. Wie viele seiner Landsleute lebte er während des Apartheid-Regimes in Europa und spielte oft in der Schweiz. In der Tradition des schweizerisch-südafrikanischen Jazzschaffens steht auch die aktuellste «Live in Willisau»-CD, die demnächst getauft wird. Sie stammt vom Quartett The Rainmakers mit dem Berner Bassisten und Bandleader Bänz Oester, dem Waadtländer Saxofonisten Ganesh Geymeier sowie Pianist Afrika Mkhize und Drummer Ayanda Sikade aus Johannesburg.
Das Willisauer Konzert der vier «Regenmacher» vom 30. August 2014 hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der Jubel des Publikums ist auf der CD hörbar. Nicht weniger euphorisch waren die Medienkritiken: Die NZZ lobte die «Intensität von Inspiration und Energien», der «Tages-Anzeiger» sprach von einem «Sturm der Emotionen», der Winterthurer «Landbote» von einem «triumphalen Auftritt». Ähnlich hymnisch lesen sich Kritiken von Konzerten in Deutschland und Südafrika.
Die Auftritte von Oesters Rainmakers sorgen tatsächlich für Energieschübe, auch ihr erstes Album («Playing At Birds Eye», Unit 2014) war ein Live-Mitschnitt. Das Quartett harmoniert perfekt und lässt seine Musik aus dem Moment entstehen.
Aus dem Augenblick
Schon 2010 formulierte Bänz Oester sein musikalisches Credo im kulturtipp mit der Formel: «Musik entsteht im Augenblick.» Dennoch: The Rainmakers entwickeln ihre Improvisationen aus klaren Strukturen bestehender Kompositionen. Darunter finden sich südafrikanische Volksweisen und Ohrwürmer des helvetischen Liedgutes wie «Dr Schacher Seppli» oder – passend zum Bandnamen – «Nach em Räge schint Sunne». Diese beiden Heuler sind auch auf der Live-CD zu hören und lassen die Stimmung in der Willisauer Festhalle im Sommer 2014 erahnen.
Zur Lancierung ihres neuen Albums absolvieren The Rainmakers eine ausgedehnte Tournee, auf der sie ab 4. April einige Schweizer Bühnen bespielen. Bereits am 1. April sendet Radio SRF 2 Kultur das Originaltape des Willisau-Konzertes.
CD
Bänz Oester & The Rainmakers
Ukuzinikela – Live in Willisau
(Enja Yellowbird 2016).
Konzerte
Mo, 4.4., 20.30 Jazzcampus Basel
Do, 7.4., 20.00 Bejazz Bern (CD-Taufe)
Fr, 8.4., 21.00 La Sportive Genf
Sa, 9.4., 21.30 Jazz Festival Cully VD
Mo, 11.4., 20.30 Moods Zürich
Radio
Fr, 1.4., 22.05 SRF 2 Kultur
Bänz Oester & The Rainmakers live in Willisau