Der alte SS-Mann vor dem Weihnachtsbaum ist 40 Jahre nach Kriegsende noch stolz dar­auf: Den SS-Divisionen sei es zu verdanken, dass «der Russe nicht bis zum Ärmelkanal kam». Der Mann hatte auch das Glück, Klaus Barbie 1945 als «einen fantastischen Kerl» kennengelernt zu haben – «auch meine Dackel liebten ihn». Klaus Barbie: Gestapo-Chef in Lyon (mit Hauptquartier im titelgebenden Hôtel Terminus), sadistischer Folterer, verantwortlich für Deportationen und Morde. Unehrentitel: «Schlächter von Lyon».

Und nach dem Krieg gings weiter: Bereits 1947 heuert ihn der US-amerikanische Geheimdienst CIC an. Und unglaublich: Selbst für den deutschen Bundesnachrichtendienst wird Barbie tätig. Denn, so Daniel Cohn-Bendit im Film: «Sie haben das Wissen der Ex-Nazis im Kalten Krieg gegen die Kommunisten genutzt.» Mit Hilfe von Vatikan-Kreisen gelingt Barbie die Flucht nach Bolivien. Er leistet der dortigen Militärregierung gute Beraterdienste und betätigt sich als Waffenhändler.

1983 wird Barbie geschnappt. Beim Prozess in Lyon, verteidigt von Anwalt-Legende Jacques Vergès, wird er 1987 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt (er stirbt 1991 in Haft an Krebs). 

Der Film erhellt finstere Zeiten, eine Ungeheuerlichkeit der jüngeren Geschichte. Rund 80 Personen erzählen, Nazis, Auschwitz-Überlebende, Angehörige, US-Agenten. Ophüls erscheint auch vor der Kamera. Um zu insistieren, um einzugreifen, ironisch-schalkhaft, unerbittlich gegenüber jenen, die von nichts mehr wissen wollen.

Hôtel Terminus. 
Zeit und Leben des Klaus Barbie
Regie: Marcel Ophüls
USA 1988
2 DVDs, 256 Minuten
(Turine Medien/Präsens 2014).