Wieder gesehen: Schauergestalt mit Biss
Bis heute unübertroffen: F.W. Murnau schuf 1922 mit «Nosferatu» den Klassiker des Vampir-Films. Gedreht an vermeintlichen Originalschauplätzen.
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Kulturtipp 15/2017
Urs Hangartner
Das Magazin «Der Spiegel» hat jüngst gemeldet, dass Dracula-Fans aus den USA in Rumänien einst vergeblich die Originalschauplätze besuchen wollten. Wie ein britischer Tourismusforscher der Universität von Bournemouth berichtete, war in der Region Transsilvanien/Südkarpaten die in Literatur und Film verbreitete Horror-Story gänzlich unbekannt. Auf die Frage «Wo bitte gehts zum Schloss des Grafen Dracula?» erhielt man keine Antwort.&nbs...
Das Magazin «Der Spiegel» hat jüngst gemeldet, dass Dracula-Fans aus den USA in Rumänien einst vergeblich die Originalschauplätze besuchen wollten. Wie ein britischer Tourismusforscher der Universität von Bournemouth berichtete, war in der Region Transsilvanien/Südkarpaten die in Literatur und Film verbreitete Horror-Story gänzlich unbekannt. Auf die Frage «Wo bitte gehts zum Schloss des Grafen Dracula?» erhielt man keine Antwort.
Inspiriert von Bram Stokers «Dracula»
Das Buch (1897) des irischen Autors Bram Stoker fusst offensichtlich auf freier Erfindung, was die Lokalisierung des blutigen Vampir-Treibens angeht. Der Vampirismus ist bis zum heutigen Tag lebendig geblieben. Auf der Leinwand, im Fernsehen und in Büchern blüht das Genre. Sichtbar auch in einer aktuellen, sozialrealistischen Interpretation aus New York.
Die Blaupause für Vampir-Filme bildet bis heute Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm «Nosferatu» aus dem Jahr 1922. Um Urheberrechtskosten zu sparen, verzichtete man damals auf den Namen Dracula, und man verfasste, inspiriert von Bram Stoker, eine eigene Version des Stoffes.
Bei Murnau heisst der Unhold aus den Karpaten Graf Orlok, mit dem Zusatz «Nosferatu». Der deutsche Schauspieler Max Schreck (kein Pseudonym!) verkörpert in der Rolle seines Lebens den blutrünstigen Adeligen. Unvergessen seine kahlköpfige Spitzohr- und Langfinger-Figur. Stilbildend sind bis heute die expressionistisch verzogenen Perspektiven und Schattenbilder. Nosferatu wird, dem Naturell des Vampirs gemäss, nach einem erotisch aufgeladenen Biss vom Sonnenlicht getötet. Eine Schauergeschichte findet zu ihrem Ende, doch mit dem Vampirismus ist noch lange nicht Schluss.
Friedrich Wilhelm Murnau, der mit «Nosferatu» einen unübertroffenen Klassiker des fantastischen Films schuf, drehte übrigens an «Originalschauplätzen», unter anderem in den Karpaten …
DVD
Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
D 1922, DVD, 92 Min.
(Universum 2014).