Die pathetischen Schlussworte zum Bild eines endlosen Flüchtlingszuges im Schnee lauten: «Millionen Menschen in Europa gehen denselben Weg. Eines Tages werden sie endlich heimkehren können.» Das könnte heute sein. 

«Die letzte Chance» zeigt, wie im September 1943 in Norditalien Flüchtlinge zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenfinden. In einem Bergdorf erhalten sie Unterschlupf; dramatisch geht es einen verschneiten Berg hinauf, der Grenze entgegen. Schliesslich werden sie in der Schweiz aufgenommen.

Nach der Premiere in Zürich im Mai 1945, zwei Wochen nach Kriegsende, begibt sich der Film auf einen weltweiten Triumphzug. In der Schweiz zählt «Die letzte Chance» allein über eine Million Kinoeintritte. In Cannes erhält er 1946 einen Grand Prix, im Jahr darauf einen renommierten Golden Globe («bester Film zur Förderung der Völkerverständigung»).

Bundesbern legte der Zürcher Produktionsfirma Praesens-Film einige Steine in den Weg. Man fürchtete um das Image der Schweiz und bemängelte kleingeistig etwa ­Details im Drehbuch. Die Produzenten hätten «Die letzte Chance» eigentlich noch während des Krieges veröffentlichen wollen, was die behördlichen Schikanen aber verhinderten.

Die Darsteller, neben Schauspielgrössen wie Therese Giehse etliche Laien, sprechen in ih­-rer jeweiligen Muttersprache: Deutsch, Englisch, Italienisch, Holländisch, Französisch, Jiddisch – und doch versteht man sich. Wie beim Kanon «Frère Jacques», den alle zusammen polyglott singen.

DVDs
Die letzte Chance
Regie: Leopold Lindtberg
CH 1945

DVD, restaurierte Fassung
2016 106 Minuten (Praesens 2017).