Kurt Früh (1915–1979) war der Meister des poetisch-sozialkri­tischen Kinos schweizerischer Machart. Er hatte Kleine-Leute-Welten im filmischen Blick, dabei vornehmlich jene in der Stadt Zürich. «Es Dach überem Chopf», «Hinter den sieben Gleisen» oder «Bäckerei Zürrer» sind mit dem Berner Film «Dällebach Kari» (Frühs zweitletztes Kinowerk) in einer lohnenswerten «Kurt Früh Edition» zusammen greifbar. Sie geben ­einen schönen Überblick zum Werk des heute als klassisch geltenden Regisseurs.

Walo Lüönd verkörpert im Film von 1970 die tragische Figur des Berner Originals und Coiffeurs Dällebach Kari. Lüönd, damals 43-jährig, fand mit seinem Dällebach die Rolle seines Lebens. Der Zuger Schauspieler spricht den Berner Dialekt selber, obwohl man zuerst plante, ihn synchronisieren zu lassen. Zur Rolle war er nicht zuletzt dank seiner Ähnlichkeit mit dem originalen Dällebach gekommen: Mit kurz geschorenen Haaren glich er ihm verblüffend. Die Hasenscharte, Ursache für Dällebachs nasales Sprechen, simulierte man mit ­einem künstlichen Gebiss.

Ein Wiedersehen mit «Dällebach Kari» lohnt sich gerade heute zum Vergleich: An den Solothurner Filmtagen (19.–26. Januar) feiert der neue Film Premiere. Xavier Koller wagt sich in «Eine win iig, dr Dällebach Kari» an den Stoff, diesmal ­mit Hanspeter Müller-Drossaart und Nils Althaus (als junger Dällebach) in der Rolle des traurig endenden Berner Originals. Kollers Film kommt im März in die Kinos.

Empfehlenswert: Die neue 6er-DVD-Box mit reichlich ­Bonus-Material und Original-Hörspielen («Es Dach überem Chopf» und «Oberstadtgass»).

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«Kurt Früh Edition»
6 DVDs
603 Minuten +
Bonus
(Praesens Film 2011).
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