Regisseur und Drehbuchautor François Truffaut hat die Geschichte gerade so verfremdet, dass sie noch erkennbar ist: Der Franzose Jim (Henri Sierre) und der Österreicher Jules (Oskar Werner) lernen vor dem Ersten Weltkrieg Cathérine (Jeanne Moreau) kennen. Beide verlieben sich in die Frau mit dem rätselhaften Lächeln; Jules wird sie heiraten. Nach dem Krieg trifft Jim die beiden wieder, die Ehe scheint am Ende, ein Dreiecksverhältnis entspinnt sich. Der Film lebt von der jugendlichen Unbekümmertheit der Protagonisten, die allesamt ihre erotische Erfüllung suchen und damit immer wieder scheitern.

Hintergrund der Geschichte ist das Familiendrama der Hessels: Der deutsch-französische Übersetzer und Schriftsteller Franz Hessel (1880–1941) war vor dem Ersten Weltkrieg der deutschen Modejournalistin Helen Grund verfallen. Die beiden erkundeten auf langen Spaziergängen Paris, was Hessel protokollartig festhielt. Sie schätzte zwar die Zuneigung des liebestollen Franz, fühlte sich aber zum Schriftsteller und Kunstsammler Henri-­Pierre Roché hingezogen. Das Dreiecksverhältnis hielt jahrelang, auch wenn Helen und Franz zwei Söhne aufzogen; ­einer war der spätere Philosoph Stéphane. Er wurde als Greis eine Identifikationsfigur der Occupy-Bewegung und weltberühmt.

Die verfilmte Geschichte – ebenso wie die Aufzeichnungen von Hessel – berühren noch heute. Eher distanzierter liest man die Romanfassung der Geschehnisse von Roché, die Truffaut den Anstoss für die Verfilmung gab. 

DVD
Jules et Jim François Truffaut
F 1962
161 Min.
(Focus Edition).