Slam Poetry gab es bereits, lange bevor dieser Begriff existierte. Die Dokumentation «Poetry In Motion» des kanadischen Filmers Ron Mann zeigt, wie Exponenten der nordamerikanischen Beat-Literatur Anfang der 80er dem Publikum ihre Lyrik als Performance darboten. Der prominente Reigen versammelt sie alle: Von Anne Waldman und Michael Ondaatje bis zu John Cage, Diane DiPrima, Gary Snyder und Jim Carroll. Sie wurden bei öffentlichen Auftritten oder auf einer Studiobühne gefilmt.

Insgesamt kommen 20 Autoren und 4 Autorinnen zu Wort. Man sieht sie lesen und über ihre jeweilige Poetik reflektieren. Charles Bukowski liest nicht, sondern wettert über andere Dichter. Es gibt Lesungen zu Free Jazz wie bei Amiri Baraka oder wie bei Allen Ginsberg gar eine Art Gesang, die der Beat-Poet zusammen mit einem punkigen Rocktrio vorträgt. Und er tanzt dazu. Es wird gesungen zur Begleitung eines Kassettenrekorders oder a cappella, wie es die schräge Helen Adam mit einer Ballade tut. Ntozake Shange rezitiert ihr Poem, während einer Klavier spielt und ein Paar tanzt. Ed Sanders hat für seine Poesie-Performance eigene Instrumente gebastelt: eine Keyboard-Krawatte und einen Finger-Synthesizer. Ob mit oder ohne Musik, diese Poesie ist Bewegung. Es hat Rhythmus, und Wörter werden zu Sound.
 
«Poetry In Motion» bietet eine lebendige, kleine Literaturgeschichte. Übrigens: Etliche der alten Wilden im Film sind bereits Mitglieder des Clubs der toten Dichter.