Wieder gesehen: Das Leben ist nicht Hollywood
Die gelungene Verfilmung von Roberto Savianos Roman «Gomorrha» dringt tief in Neapels Mafiawelt ein.
Inhalt
Kulturtipp 18/2019
Urs Hangartner
Sein Roman «Gomorrha» hat das Leben des Autors Roberto Saviano dramatisch verändert. Nicht, weil er zum internationalen Bestseller wurde – der Autor steht seit 2006 auf der Todesliste der Mafia und lebt seither unter ständigem Polizeischutz. Seine Bücher sind realistisch und wahr, er nennt Namen. Das darf nicht sein in einem kriminellen System in Italien, bei dem Mafia, Verwaltung, Politik und Wirtschaft miteinander verfilzt sind.
Der Film er...
Sein Roman «Gomorrha» hat das Leben des Autors Roberto Saviano dramatisch verändert. Nicht, weil er zum internationalen Bestseller wurde – der Autor steht seit 2006 auf der Todesliste der Mafia und lebt seither unter ständigem Polizeischutz. Seine Bücher sind realistisch und wahr, er nennt Namen. Das darf nicht sein in einem kriminellen System in Italien, bei dem Mafia, Verwaltung, Politik und Wirtschaft miteinander verfilzt sind.
Der Film erzählt fünf einzelne Schicksale
Zwei Jahre nach der Buchveröffentlichung folgte die Verfilmung durch Matteo Garrone. Die Fernsehserie nach dem Roman startete 2014. Der Film reduziert Figuren der Buchvorlage auf fünf einzelne Schicksale. Er taucht ein in die trostlose Welt von Neapels Quartier Sciampa. Der Schneider Pasquale etwa näht für die Mafia «Markenkleider». Am Ende sieht man ihn in einer Bar, der Fernseher läuft. Auf dem Bildschirm erscheint der Filmstar Scarlett Johansson auf einem roten Teppich; sie trägt ein von ihm genähtes Kleid – das Mafiageschäft ist global geworden.
Ganz bitter müssen die beiden jungen Männer Marco und Ciro erfahren, wie das wirkliche Leben ist. Sie schwärmen für Al Pacino in Brian De Palmas Mafiafilm «Scarface», eifern ihm nach und enden brutal, weil sie sich «selbständig» machen wollen. Das Leben ist nicht Hollywood. Für «Gomorrha» gab es in Cannes den Grossen Preis der Jury.
DVD
Gomorrha – Reisen in das Reich der Camorra
Regie: Matteo Garrone
I 2008
DVD, 135 Minuten
(Prokino 2009)