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Da bleibt einem die Spucke weg. «Wo eben noch seine Frau gewesen war, stand mit leuchtend rotem Fell ein kleiner Fuchs …» Mr Tebrick erkannte sogleich, dass der Fuchs seine Frau Silvia sein musste, die sich soeben in das Tier verwandelt hatte. So geschehen auf einem Spaziergang des frisch vermählten Ehepaars. Das ist die Ausgangslage in der Novelle «Dame zu Fuchs» des englischen Schriftstellers David Garnett (1892–1981), die er 1922 geschrieben hat, zehn Jahre nachdem Franz Kafkas «Die Verwandlung» erschienen war. Garnett nimmt sich des Themas allerdings anders an: Tebrick kümmert sich rührend um seine angetraute Füchsin, er bleibt ihr treu. Auch wenn sie sich zusehends tierisch verhält.
Autor David Garnett ist auf dem Kontinent nahezu unbekannt. Aber der Mann führte ein ungewöhnliches Leben: Er war während des Ersten Weltkriegs einer der wenigen Dienstverweigerer aus Gewissensgründen. Später schloss er sich der avantgardistischen Bloomsbury-Gruppe rund um Virginia Woolf an. Und er genoss als Bisexueller Zeit seines Lebens ein abwechslungsreiches Liebesleben.
Zu Beginn lässt sich Füchsin Silvia in Garnetts Novelle noch mit edlen Stoffen einkleiden. Aber sie sehnt sich immer mehr nach der Freiheit im Wald. Doch diese Tiere leben gefährlich in Grossbritannien. Auf den legendären Fuchsjagden hetzen grosse Hounds die Tiere. Keiner kümmerte das vor 100 Jahren, nur Mr Tebrick kommen leise Zweifel am Freizeitvergnügen, als er seine Silvia in die Freiheit entlassen muss.
Wie bei Kafka lädt die Geschichte zu zahlreichen Interpretationen ein, man kann sie aber auch einfach stehen lassen – als ein absonderliches, aber wunderbares Lesevergnügen.
David Garnett
«Dame zu Fuchs»
Erstmals auf Deutsch erschienen: 1973
Neue Übersetzung: Dörlemann 2015.
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