Hier herrschen andere Regeln als in der Aussenwelt: Das stellt der Berner Wachtmeister Studer fest, als er nach dem mysteriösen Verschwinden eines Patienten und des Direktors in die Heil- und Pflegeanstalt Randlingen gerufen wird. «Sie kommen zum Unbewussten zu Besuch, zum nackten Unbewussten oder, wie es mein Freund Schül poetischer ausdrückt: Sie werden eingeführt ins dunkle Reich, in welchem Matto regiert», warnt ihn Dr. Laduner. Der Wachtmeister lässt sich nicht beirren und beginnt zu ermitteln. Und er deckt nicht nur menschliche Abgründe, sondern auch einige Missstände auf. Denn der Wachtmeister kann vor allem eins: gut zuhören. Dadurch erfährt er von den Schicksalen der Patienten genauso viel wie über die teils fragwürdigen Behandlungsmethoden in der Klinik. Immer tiefer gräbt er in Mattos Reich, blickt hinter die Kulissen und fragt sich, wo eigentlich die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn überschritten wird.

Friedrich Glauser (1896–1938), der selbst einen grossen Teil seines Lebens in der Psychiatrie verbracht hatte, bezeichnete den Krimi als die geeignetste Form, um auf die gesellschaftlichen Bedingungen in der Psychiatrie hinzuweisen. «Es wird ein Kriminalroman, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, dass die Leute Sachen schlucken, die sie sonst trocken nicht schlucken würden», schrieb er 1936 in ­einem Brief an Martha Ringier.

«Matto regiert» wurde 1946 erstmals verfilmt. Über 40 Jahre später adaptierte das Schweizer Fernsehen den Roman mit Hans Heinz Moser als Wachtmeister Studer für den Bildschirm. Der gutmütige Polizist ist auch immer wieder auf der Bühne zu sehen: Aktuell inszeniert Regisseur Sebastian Nübling den Roman fürs Schauspielhaus Zürich.

Bühne
Premiere: Do, 15.5., 20.00
Schauspielhaus Zürich

Friedrich Glauser
«Matto regiert»
Erstausgabe: 1936
Heute erhältlich im Unionsverlag.