Dieser Mann glaubte in der Not an das Gute: «Wie wunderbar werden wir doch vielmals, ohne dass wir es wissen, vor Unheil bewahrt.» Der Schiffbrüchige Robinson Crusoe sass einsam auf seiner Insel und freute sich darüber, dass er kein Opfer der Kannibalen geworden war. Denn diese besuchten das Eiland regelmässig, um sich hier an ihren Gefangenen gütlich zu tun. Mit Gottes Hilfe war es Robinson Crusoe gelungen, nicht selbst auf den Speiseplan der «Wilden» zu kommen, wie er sie nannte.
28 einsame Jahre auf der Insel
Der Roman «Robinson Crusoe» setzte sich in seiner ersten Version aus drei Teilen zusammen: Im ersten Teil geht der Ich-Erzähler als junger Mann im 17. Jahrhundert gegen den Willen seiner Eltern zur See. Er gerät in Afrika in die Fänge von Piraten und kann sich befreien, wird Pflanzer in Brasilien und steigt in den Sklavenhandel ein. Bei einer Atlantik-Überfahrt kentert sein Schiff, und er muss sich auf eine Insel retten.
Der zentrale Mittelteil handelt von den 28 Jahren, die er auf der Insel verbringt. In dieser Zeit entwickelt er sich vom gottlosen Haudegen zum Philosophen, der dem Sinn des Daseins nachspürt. Vor allem aber zeigt er, dass Sparsamkeit, Fleiss und Hartnäckigkeit den Erfolg bringen im Sinn des aufstrebenden Bürgertums – etwa bei der Aussaat von Ährenkörnern: «Jedoch durfte ich erst im vierten Jahre mir erlauben, von diesem Korn zu essen, und selbst dann nur sparsam.»
Nach ein paar Jahren entdeckt er die Kannibalen, die ihre Gefangenen auf die Insel bringen. Darunter ist ein «edler Wilder», den Robinson gemäss dem Wochentag der Begegnung «Freitag» nennt. Die beiden entwickeln ein herzliches Meister-Diener-Verhältnis, das aus heutiger Sicht antiquiert wirkt.
Im dritten Teil schafft es Robinson zurück nach England, nachdem auf einem Schiff vor seiner Insel eine Meuterei ausgebrochen ist. Er hilft, die Meuterer zu besiegen, und wird vom Kapitän zum Dank mit nach England genommen, wo Crusoe eine Familie gründet. Nach dem Tod seiner Frau kehrt Robinson zurück in die Karibik, und freut sich, dass aus seiner Insel eine blühende Kolonie geworden ist.
Hinter dieser epischen Geschichte stand der deutschstämmige Daniel Foe, der seinem Nachnamen ein «De» anhängte, was nobler tönte. Er war ein protestantischer Pietist, der wegen seines Glaubens an den Pranger kam. Defoe unterstützte später unter König Wilhelm III. die Herrschenden bei der Verfolgung von Katholiken und vergass dabei nicht, materiell auf seine Kosten zu kommen. Doch mit seinen oft undurchsichtigen Geschäften ging er bankrott. Er verstarb verarmt und vergessen.
Zahlreiche Theorien zum Wahrheitsgehalt
Die Geschichte des Robinson Crusoe schlug im 18. Jahrhundert als Bestseller ein und beschäftigte Generationen. Zum Wahrheitsgehalt der Geschichte wurden zahlreiche Theorien aufgestellt. Immer wieder kam die Frage auf, wer hinter der Figur Robinson stecken könnte. Als wahrscheinlichstes Vorbild gilt der schottische Seemann Alexander Selkirk.
Robinson-Bibliothek
Mit rund 4000 Büchern, Zeichnungen, Filmen etc.
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Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona SG
Buch
Daniel Defoe
Robinson Crusoe
Erstausgabe: 1719
Heute erhältlich im Anaconda Verlag