Wieder gelesen: Niemals ganz erwachsen werden
Nick Hornby hat mit «About a Boy» einen schrägen Entwicklungsroman geschrieben. Die Geschichte des Londoner Autors amüsiert auch beim wiederholten Lesen.
Inhalt
Kulturtipp 07/2014
Rolf Hürzeler
Selbst Männer, die immer nur an das eine denken, können ganz nett sein. Der englische Schriftsteller Nick Hornby belegt diese These in seinem witzigen Roman «About a Boy», einem Entwicklungsroman, der im Londoner Alltagsleben spielt. Hornby hat sich in den 90ern als Kenner der englischen Subkultur einen Namen gemacht – mit viel Freude an der Popmusik und am Fussballclub Arsenal.
Im Mittelpunkt steht Will; er ist einsam und sucht verzweifelt eine Partnerin...
Selbst Männer, die immer nur an das eine denken, können ganz nett sein. Der englische Schriftsteller Nick Hornby belegt diese These in seinem witzigen Roman «About a Boy», einem Entwicklungsroman, der im Londoner Alltagsleben spielt. Hornby hat sich in den 90ern als Kenner der englischen Subkultur einen Namen gemacht – mit viel Freude an der Popmusik und am Fussballclub Arsenal.
Im Mittelpunkt steht Will; er ist einsam und sucht verzweifelt eine Partnerin. So kommt der triebgesteuerte 36-Jährige auf die Idee, eine Selbsthilfegruppe für Eltern zu besuchen – als angeblich alleinerziehender Vater. Das soll ihn in den Augen überforderter Mütter zum begehrenswerten Traummann machen. Zumal es ihm materiell gut geht; er lebt von den Tantiemen eines Weihnachtslieds, das sein Vater vor Jahrzehnten geschrieben hat und das zur Adventszeit stets am Radio zu hören ist.
Schon bald interessiert sich die Single-Mutter Fiona für Will. Sie leidet unter ihrem verklemmten 12-jährigen Sohn Marcus, der mit seiner Pubertät kämpft und kaum Anerkennung findet. Zuerst lehnt der Junge Will ab, doch nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden eine kumpelhafte Vater-Sohn-Beziehung. Will gibt den saloppen Szenenkenner, obschon er selbst gehemmt ist. Und Marcus erweist sich als lernbegierig: Er erobert dank Wills Ratschlägen das Herz seiner Angebeteten. Doch auf einer Fahrt nach Cambridge geraten die beiden Teenager in Schwierigkeiten – es kommt zu einem familiären Showdown.
Nick Hornby versteht es wie kein anderer, das Alltagsleben im nordöstlichen London atmosphärisch einzufangen. Er setzt auf einen milden Realismus mit viel Witz und Menschenverständnis. Der Schluss der Geschichte mündet allerdings in eine etwas gar sülzige Harmonie.
«About a Boy» wurde wie andere Bücher von Nick Hornby verfilmt («A Long Way Down»). Die Kinoversion mit Hugh Grant spielt zwar in Chicago, kommt dem Roman aber dennoch sehr nahe.
Nick Hornby
«About a Boy»
Deutsche Erstausgabe: 1999
Heute erhältlich bei Kiepenheuer & Witsch