John ist schwer beleidigt: Soeben hat ihn seine Freundin Josephine bei einem Streit im Londoner Zoo als «Tarzan bei den Affen» bezeichnet und wutentbrannt hinzugefügt: «Du gehörst in den Zoo. Die Sammlung hier ist nicht vollständig ohne dich. Du bist ein Überbleibsel; Atavismus allerschlimmster Sorte.» 

Während Josephine triumphierend von dannen stapft, keimt in John ein absurder Plan: Er wird dem Zoodirektor einen Brief schreiben und als «Exemplar der menschlichen Rasse» um Aufnahme im Affenhaus bitten. So könnten sich die Besucher vor Ort von der Verwandtschaft zwischen Affe und Mensch überzeugen. Sein Vorschlag wird wider Erwarten angenommen, und der junge Schotte wird zwischen dem Orang-Utan und dem Schimpansen einquartiert. 

Die Affen sind rasend vor Eifersucht  
Sehr zum Leidwesen der beiden tierischen Nachbarn, denn von nun an zieht der Mensch alle Aufmerksamkeit auf sich. Die beiden Affen rasen vor Eifersucht. Und auch Josephine hadert mit Johns Entscheid. Ist ihr Liebhaber verrückt geworden? Ist es ihre Schuld? Wird sie ihn jemals wieder in Freiheit sehen?

Der britische Autor David Garnett (1892–1981) entwirft in seinem Werk von 1924 eine äusserst skurrile und witzige Ausgangslage. Wie bereits in seinem Roman «Dame zu Fuchs», in dem sich eine Hausfrau in einen Fuchs verwandelt, verhandelt er mit Biss die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Dabei streut er gesellschaftskritische Betrachtungen zur individuellen Freiheit – auch der Tiere – ein. Sein Buch erinnert zudem an die Völkerschauen in Europa und Nordamerika, in denen bis in die 60er-Jahre tatsächlich Menschen aus anderen Kulturen zur Gaudi des Publikums ausgestellt wurden. Nicht zuletzt ist «Mann im Zoo» eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zweier Dickköpfe, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander können.

Buch
David Garnett
«Mann im Zoo»
Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch
Erstmals auf Deutsch erschienen: 1952
Heute erhältlich bei Dörlemann.