Das Verbrecherpärchen Bonny und Clyde kennt die ganze Welt. In Basel gelangte 1934 ein ähnlicher Fall zu Berühmtheit: Die Ganoven Kurt Sandweg und Waldemar Velte erschossen bei Überfällen auf eine Bank in Stuttgart und auf die Basler Wever-Bank sowie der anschliessenden Hetzjagd drei Bankangestellte und drei Polizisten. Die beiden 23-jährigen, arbeitslosen Kumpels aus Nazi-Deutschland wollten sich mit dem Geld in Indien ein neues Leben ermöglichen. Auf ihrer Flucht landeten sie nach mehreren Stationen aber wieder in Basel. Denn hier hatte sich Waldemar in die ­Globus Schallplattenverkäuferin Dorly Schupp verliebt, bei der er jeden Tag eine neue Tango-Platte bestellte. Ein Happy End ist den beiden Verliebten jedoch nicht beschieden …

Der Oltner Autor Alex Capus, Spezialist für historische Romane, hat ein Faible für Geschichten, die das Leben schrieb: Kunstvoll durchmischt er auch im Werk «Fast ein bisschen Frühling» von 2002 Wahrheit und Fiktion. Mit leichter Feder und aus unterschiedlicher Perspektive hat er aus Polizeiprotokollen, Zeitungsberichten und Briefen die Gaunergeschichte nachgezeichnet. Es geht zwar nicht ganz so romantisch zu und her wie in seiner Liebesgeschichte «Leon und Louise» (2011), aber «fast ein bisschen Frühling» durchweht den Roman trotzdem. Wie aus den beiden sympathischen Kerlen, die den ­Einschränkungen des Dritten Reichs entfliehen wollten, zwei kaltblütige Mörder werden, bleibt jedoch auch bei Capus unklar.


[Buch]
Alex Capus
«Fast ein bisschen Frühling»
192 Seiten
Erstausgabe: 2002
Erhältlich in der Geschenkausgabe
bei Carl Hanser Verlag.
[/Buch]