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Den einen ist er zu hymnisch, andere hören in seiner Musik keine Struktur. Tatsächlich steht der österreichische Komponist Gustav Mahler (1860–1911) am Übergang von Spätromantik zu Neuer Musik. Namentlich seine 9. Sinfonie wies den Weg zur atonalen Moderne etwa eines Arnold Schönbergs.
Der auf 3sat zu sehende Dokumentarfilm von Enrique Sánchez Lansch fokussiert auf die Abschiedsthematik des anderthalbstündigen Monumentalwerks. Mahler komponierte es als letztes vollendetes Werk 1909/10 in seiner Sommerklause im Südtiroler Städtchen Toblach. Umgeben von den geliebten Bergen, gab Mahler seinen Emotionen Ausdruck. In der Partitur finden sich Anweisungen wie «Leb wohl» oder «ersterbend»; Mahler war zeitlebens krank und starb tatsächlich wenig später.
Obwohl er die 10. Sinfonie noch in Angriff nahm, wurde die 9. Mahlers Vermächtnis. Auch musikalisch erstarb mit ihr eine Epoche: Bei der Uraufführung 1912 in Wien schüttelten manche Zuhörer irritiert den Kopf. Alban Berg dagegen hörte mit Begeisterung «das erste Werk der Neuen Musik». Vor allem im Haupt- und Schlusssatz zelebrierte Mahler die Auflösung formaler und harmonischer Strukturen.
Enrique Sánchez Lansch macht Mahlers 9. Sinfonie auf besondere Art erlebbar. Er dokumentiert eine Aufführung des WDR Sinfonieorchesters unter Jukka-Pekka Saraste von 2017 und fügt der Musik Aufnahmen aus Toblach bei: Bilder des Komponistenhäuschens und von Mahler selbst. Die Orchestermitglieder zeigt er nicht nur beim Spielen, sondern auch beim Pausieren und Zuhören.
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