Freie Improvisation funktioniert weniger in linearen Abläufen als mit Mustern und komplexen Strukturen. Barry Guy ist ein Meister solcher Strukturbauten. Die Werke des Komponisten, Arrangeurs und Kontrabassisten aus London zeichnen sich zudem durch die Vielfalt der «Baumaterialien» aus. Ausgehend vom ­europäischen Free Jazz der 60er-Jahre, hat sich Guy stetig der Neuen Musik angenähert. Zudem liebt er Barock- und Renaissance-Weisen und fügt all dies durchdacht zusammen.

Die Kombination aus ungestümer Free-Mentalität und der Präzision Neuer Musik macht das Schaffen von Guy be­sonders. Sein Album «Inscape-­Tableaux» wurde vom französischen Magazin «Jazzman» 2001 zum Jazz­album des Jahres gekürt. Für die CD hatte Guy zehn spannende Köpfe aus den USA und Europa zu seinem New Orchestra zusammengerufen, darunter den Bieler Holzbläser Hans Koch. Barry Guy spielt oft mit Schweizer Musikern, ist Stammgast bei hiesigen Festivals und gibt einen guten Teil seiner Alben beim Zürcher Label Intakt heraus. Seit einigen Jahren lebt er im Zürcher Weinland.

Als meisterhafter Bassist ertastet er mit Duos und Trios, was er mit Grossformationen zur voluminösen Perfektion bringt. Mit dem London Jazz Composers Orchestra hat er ab 1970 das «Klanggefäss» Big Band neu definiert. Radio SRF 2 Kultur widmet Guy zum 70. eine «Jazz Collection»; Musikjournalist Tho­mas Meyer und Guys langjähriger Weg­gefährte Lucas Niggli diskutieren sein Werk. Live tritt Guy im Zürcher Neumarkt Theater auf, wo sein Label Intakt eine «Nachfeier» zum Gastspiel im Vortex Club in London feiert (www.intaktrec.ch).

Konzert
So, 30.4., 19.00 Theater Neumarkt Zürich

Radio
Di, 25.4., 21.00 SRF 2 Kultur «Jazz Collection» 

CD
Barry Guy 
New Orchestra 
Inscape-Tableaux (Intakt Records 2001).