Ein kleiner, gedrungen wirkender Mann, ohne klar erkennbaren Hals und mit kurzen Beinen: Häns’che Weiss verschwindet bei seinen Auftritten fast hinter seiner Gitarre. Auf den endlos lang wirkenden Saiten aber sausen, hüpfen und springen seine Finger atemberaubende Tänze. Keine Frage: Weiss (63) ist einer der besten lebenden Gypsy-Gitarristen.

Der gebürtige Berliner lernte die Gitarre autodidaktisch, wie üblich in Sintifamilien. Der legendäre Geiger Schnuckenack Reinhardt (1921–2006) entdeckte sein Talent und holte den 18-jährigen Weiss 1969 in sein Quintett. Nur drei Jahre später gründete Häns’che Weiss sein eigenes Quintett, mit dem er in den 70er-Jahren europaweit Erfolge feierte – inklusive eines Deutschen Schallplattenpreises 1978 für sein Album ­«5 Jahre Musik Deutscher Zigeuner».

Weiss holte Alterskollegen, aber auch junge Talente in seine Bands und rettete damit den Gypsy-Swing in die Gegenwart. Seit Anfang und bis heute dabei ist Rhythmusgitarrist Holzmanno Winterstein. Anfang der 80er-Jahre stiess der Zürcher Bassist Vali Mayer dazu, der dem Ensemble frischen Wind bescherte. Mayer beschränkte sich nicht aufs Spielen seines erdigen Kontrabasses, er entpuppte sich vielmehr als schalkhafter Sänger und Conférencier. Zudem brachte der weit gereiste Zürcher neue musikalische Welten ein: Weltmusikalisches wie Bossa Nova oder Jazz-Standards aus dem Great American Songbook.

So intensiv Häns’che Weiss mit seinem Quintett und seinen Ensembles konzertierte, so rar sind Platten- und CD-Aufnahmen. Die letzte Ensemble-CD «Vis à vis» erschien 1991 beim Schweizer Label Elite Special. Sein letztes Konzert in der Schweiz musste Häns’che Weiss absagen. Am Festival da Jazz in St. Moritz am ­

3. August sprang sein Neffe Martin Weiss ein. Bleibt zu hoffen, dass der Maestro im Zürcher Moods in alter Frische spielen kann – im Trio mit seinen Langzeitpartnern Holzmanno Winterstein und Vali Mayer.

CD

Häns’che Weiss Ensemble 
Vis à vis 
(Elite Special 1991).

Konzert

Mi, 24.9., 20.30 Moods Zürich