«Wir haben für drei Tage die Welt verändert, aber der Rest der Welt war nicht dabei.» So erinnert sich eine Besucherin in einem neuen TV-Dokfilm an Woodstock. 50 Jahre ist es her, das grösste Musik-Festival der Geschichte, dokumentiert auf CDs, im dreieinhalbstündigen Oscar-gekrönten Film von Michael Wadleigh, in Büchern und digital im Netz. Man muss sich nicht unbedingt die 38-CD-Box besorgen, mit der praktisch jeder Ton zu finden ist, der zwischen dem 15. und 18. August 1969 auf der Open-Air-Bühne ertönte. Für einen repräsentativen Überblick reichen die vier CDs, die zum 25-Jahr-Jubiläum herauskamen.
Man hört zuerst Richie Havens. Er war eigentlich für später vorgesehen, doch als Einziger schon da. Denn es herrschte ein riesiges Verkehrschaos. Die kommenden Acts wurden dann alle mit Helikoptern eingeflogen, da auf den Strassen kein Durchkommen mehr war. Havens’ Repertoire hatte sich nach zwei Stun-den erschöpft. Doch er spielte weiter – und komponierte auf der Bühne spontan den Song «Freedom». Ganz zum Schluss trat Jimi Hendrix auf. Es war schon Montagmorgen, die meisten waren bereits abgereist. Hendrix’ wohl aufsehenerregendster Beitrag war seine instrumentale Fassung der US-Hymne «Star-spangled Banner» – ein politisches Statement in Zeiten von Vietnamkrieg und Friedensdemonstrationen der sogenannten Gegenkultur.
Woodstock war selber ein Teil davon. Von den Festival-Organisatoren war es zwar ursprünglich gedacht als kommerzielles Unternehmen («Damit machen wir ein Vermögen»). Bis alles, was schiefgehen konnte, schiefging. Einen Monat vor Festivalbeginn rechnete man noch mit 150 000 Besucherinnen und Besuchern. Um das Gelände einzuzäunen, reichte die Zeit nicht mehr. So wurde Woodstock zum Gratisfestival. Und zum ökonomischen Debakel mit Riesendefizit. Andere Widrigkeiten: An zwei von drei Tagen regnete es mehrere Stunden, die Essensstände waren schnell ausverkauft. Und nach dem Festival, so eine Erinnerung, «sah das Gelände aus wie ein Schlachtfeld aus dem Bürgerkrieg». Und Woodstock war gar nicht in Woodstock. Quasi in letzter Minute musste man an den kleinen Ort Bethel ausweichen, 150 Kilometer nordwestlich von New York gelegen.
Auch wenn Namen wie Bob Dylan oder die Beatles fehlten: In Woodstock traten einige der wichtigsten Bands der Hippie-Generation auf, 32 waren es insgesamt. Für einzelne bedeutete ihr Dabeisein den Durchbruch: Santana, Joe Cocker und Melanie sind dank Woodstock berühmt geworden.
Fernsehen
Woodstock. Drei Tage, die eine Generation prägten
Regie: Barak Goodman
D/USA 2019, 98 Minuten
Mo, 12.8., 23.30 NDR
So, 18.8., 23.05 SRF 1 (Fassung: 65 Minuten)
Mi, 21.8., 23.35 BR
Woodstock – Three Days Of Peace And Music
Regie: Michael Wadleigh
USA 1970, 215 Minuten
Fr, 16.8., 22.10 Arte
Sa, 17.8., 00.45 SRF 1
Radio
Weltkulturerbe Woodstock
Themenwochenende: Do, 15.8.–Sa, 17.8., SWR 2
www.swr.de/swr2 } Programmkalender } Woodstock
Homepage
Materialien, Storys, Artikel (Englisch) und Videos
www.woodstockstory.com
CD
Woodstock – Three Days Of Peace And Music
Twenty-Fifth Anniversary Collection
1969, 4 CDs
(Atlantic 1994)
Buch
Michael Lang
Woodstock. Die wahre Geschichte
384 Seiten
(Edel 2019)