Das Album «Alice» ist erst 10 Jahre nach der Uraufführung 1992 in Hamburg erschienen. Das Stück bildete die Fortsetzung der Zusammenarbeit von Tom Waits und Robert Wilson. 1990 gab es «The Black Rider», den Regisseur Wilson zusammen mit William S. Burroughs verfasst hatte. 2002 war im ­Produktionsstammhaus Thalia Theater in Hamburg Büchners «Woyzeck» an der Reihe.
Die Musik auf dem Album ist im Nachhinein im Studio aufgenommen worden. Irgendwo zwischen Rumpel-Blues, Bar-Jazz und düsterer Volksmusik ertönen Harmonium, Perkussionsgeräte (darunter Schweizer Handglocken), Klarinetten sowie Hörner. Dawn Harms spielt die sogenannte Stroh-Violine, eine Geige, deren Klang durch einen trompetenähnlichen Trichter verstärkt wird. Unverwechselbar der stimmliche Ausdruck, das Grummeln und Krächzen vom Mann mit dem Kieselstein-Timbre.
Viel Deutsch scheint der 1949 geborene Kalifornier Waits während seiner Hamburger Zeit nicht gelernt zu haben. Ausdruck davon ist etwa das exotischste Stück auf «Alice» mit dem Titel «Kommienezuspadt». Er wird als eine Art Refrain gesungen, zusammen mit der als deutsch identifizierbaren Aufforderung «sei punggdlisch» (pünktlich). Der Rest ist munteres Kauderwelsch. Von einem Swimmingpool, gefüllt mit Nadeln, ist im englischen «Reeperbahn» die Rede, ebenso von Hans, der gerne Damenunterwäsche trägt. Das kann Waits halt: Schräge Stimmungen und Szenen in Musik umsetzen. Das passt zum Bühnenstück (siehe Seiten 12/13). Und das passt zu einem eigenständigen Waits-Album.

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Tom Waits
Alice
(Anti 2002).
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