John Lennon sagte es kurz und bündig: «Vor Elvis war nichts.» Vor allem war nach ihm nichts mehr, wie es war. Keine Frage: Er hat die US-amerikanische und internationale Musiklandschaft revolutioniert. Ein junger weisser Lastwagenchauffeur mit riesigem Musiktalent sorgte für kulturellen Aufbruch und Aufruhr. Er gab den Jungen der Nachkriegszeit ihre Musik, mit der sie sich identifizieren konnten. Oder wie es der US-Pop-Chronist Greil Marcus formulierte: «Als armer weisser Südstaaten-Junge schuf Elvis aus der Hillbilly-Welt, die ihm vorgegeben war, eine persönliche Kultur. Am Ende machte er diese neue Kultur auf derart explosive Weise publik, dass er nicht nur seine eigene Kultur, sondern die Kultur Amerikas verwandelte.»
Vor Elvis war alles getrennt, weisse Schlagermusik, die man Pop nannte, oder Country auf der einen, schwarzer Blues und Gospel und Rhythm ’n’ Blues auf der anderen Seite. Elvis nahm alles auf, verband Country, Blues- und Rockelemente, machte daraus Rockabilly. In jedem Stil war er souverän.
Jahrhundertphänomen mit epochaler Leistung
Nach ersten Singles kam es 1956 zum Album mit dem schlichten Titel «Elvis Presley». In der Originalausgabe beinhaltet die Platte ein Dutzend Songs. Eigentlich, so wurde bemerkt, sind darauf zwölf verschiedene Elvisse zu hören – der Rocker, der Blueser, der Balladen- und der Schnulzensänger, der Interpret von Country & Western, von Rhythm ’n’ Blues und Gospel.
Die verantwortlichen Labelbosse von RCA dachten damals noch, der Trend mit dieser Musik, wie Elvis sie machte, halte ein, höchstens zwei Jahre, dann würde er vorbei sein. Sie sollten sich täuschen. Elvis wurde ein Jahrhundertphänomen mit seiner epochalen Leistung, einer neuen Musik massgeblich Schub verliehen zu haben. Ganz abgesehen von seinem Beitrag als charismatischer Performer, der auf Platte und erst recht auf der Bühne bisher Unerhörtes bot.
Empfohlen sei die mit zahlreichen Bonus-Tracks versehene Doppel-CD-Edition von 2011. Darauf finden sich insgesamt 36 Songs: die Tracks der ersten beiden Alben von 1956 und die Hit-Singles aus jener Zeit (u.a. «Heartbreak Hotel», «Love Me Tender»). Man hat damit eine schöne Best-of beisammen mit allem Lohnenswerten des jungen, frühen, ungestümen und makellosen Elvis. Ein Klassiker.
CD
Elvis Presley
Elvis Presley
(RCA Victor 1956/2011).