Dass ein Jazzer musikalisch gegen soziale und wirtschafts­politische Missstände anspielt, klingt nach engagierter Black Music in den 1960er-Jahren. Dave Douglas freilich ist ein weisser Trompeter aus New York. 2001 legte er mit «Witness» aber ein Album vor, das er gewaltfreien Aktivisten widmete. Etwa dem ermordeten nigerianischen Autor Ken Saro-Wiwa oder der Regimekritikerin Tas­lima Nasrin aus Bangladesch. Ein aussergewöhnliches Engagement, das umso nachhallender ist, als «Witness» auch den weiten Klangkosmos des Musikers aufspannte.

Douglas ist bis heute ein Work­aholic auf der Bühne und im Studio, der alles aufzusaugen scheint, was ihn umgibt. Seine Ideen sind derart reichhaltig, dass er zur Umsetzung auch schon zehn Formationen gleichzeitig beschäftigte. 

Inspiriert vom russischen Avantgardisten Igor Strawinsky wie von Soulkönig Stevie Wonder, von Bebop-­Altvater John Coltrane oder von hinduistischen Weisen, bedient sich Douglas ­eines Ausdrucksspektrums von Jazz über die freie Improvisation bis zur zeitgenössischen Musik. Er arbeitet mit traditionell bestückten Formationen von Quartett bis Septett, mit Streichquintett, Ethno- und Elektronik-Combo, für Tanz- und Theaterensembles, Video- und Filmschaffende. Mit 55 hat er über 30 Alben eingespielt.

An den Langnau Jazz Nights gastiert Douglas als Co-Leader von Saxofonist Joe Lovano mit dem Projekt Sound Prints. 

Typisch Langnau: Am Nachmittag vor dem Konzert unterrichtet Dave Douglas Nachwuchsjazzerinnen und -jazzer im örtlichen Sekundarschulhaus. Und es ist durchaus möglich, dass er zu später Stunde zur Jamsession in der Kupferschmiede erscheinen wird.

Konzert
Fr, 27.7., 22.15 Kupferschmiede Langnau im Emmental BE
www.jazz-nights.ch

CD
Dave Douglas
Witness 
(RCA 2001)