Sein liebster und nächster Freund sei ihm sein Instrument, sagte Vincent Peirani 2018 in einem Porträt des TV-Senders Arte. «Mit dem Akkordeon bin ich seit früher Jugend aufgewachsen.» Diese Symbiose prägt das Spiel des 39-jährigen Musikers aus Nizza, der in verschiedenen Bandkonstellationen Jazz-fans ebenso beglückt wie Liebhaber der französischen Folklore. Oft tut er dies gemeinsam mit Emile Parisien, seinem Bruder im Geiste. Denn der um zwei Jahre jüngere Sopransaxofonist aus Cahors ist von derselben Leidenschaft des musikalischen Hakenschlagens gepackt.
Eine intensive Kreativ-Partnerschaft
Kennengelernt haben sich die beiden Musiker in ihrer Wahlheimat Paris, wo sie der aus Genf stammende Schlagzeuger Daniel Humair 2011 in seine Band New Reunion holte. Wie auch an Konzerten in der Schweiz zu erleben war, sprang damals ein Funke über, der zu einer intensiven Kreativ-Partnerschaft führte. Peirani und Parisien fanden sich nicht nur in ihrer stilistischen Offenheit, die auch Grabensprünge Richtung Klassik und Pop zulassen. Beide sind Improvisatoren von grenzenloser Fantasie und atemberaubender Technik, beide erweitern und erneuern die Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Instrumente mit hörbarer Reverenz an deren Geschichte.
So war ihr erstes Duo-Album «Belle Époque» von 2014 eine Verneigung vor dem legendären US-Sopransaxofonisten Sidney Bechet (1897–1959). Nebst zwei seiner Kompositionen finden sich auf «Belle Époque» der Standard «Dancers In Love» von Duke Ellington sowie historische Preziosen. Den 1909 entstandenen «Temptation Rag» von Henry Lodge etwa steigern Peirani und Parisien zur rasant sich ineinander schlingenden Improvisation. In Eigenkompositionen lassen sie folkloristische Traditionen wie Musette oder Orientalismen anklingen.
Erstaunlicherweise blieb es bis heute bei diesem einen Duo-Album. Beide Musiker sind wohl allzu sehr mit anderen Projekten beschäftigt. Sie touren mit eigenen Formationen und spielen als begehrte Gäste bei ausgewählten Kollegen. 2017 aber folgte nach diversen Konzerten mit dem deutschen Pianisten Michael Wollny und dem Berner Stimmakrobaten Andreas Schaerer das Album «Out Of Land» in Quartett-Besetzung.
Zum Jahresbeginn sind Vincent Peirani und Emile Parisien im Trio mit Andreas Schaerer in der Schweiz zu hören. Sie geben drei Konzerte in Biel, Bern und Zürich.
Konzerte Parisien – Peirani – Schaerer
Fr, 10.1., 21.00 Le Singe Biel BE
So, 12.1., 20.30 Bee-Flat im Progr Bern
Di, 14.1., 20.30 Moods Zürich
CD
Parisien & Peirani
Belle Époque
(ACT 2014)
An dieser Stelle waren bis anhin im Monatszyklus die Nachlesen zur Sendung «Diskothek» von Radio SRF 2 Kultur zu lesen. SRF stellt diese Nachlesen in ausführlicheren Fassungen in-klusive diskografischer Hinweise online: www.srf.ch/sendungen/diskothek/