Die Música Popular Brasileira hat ihrer beschwingten Rhythmen und komplexen Harmonik wegen eine nahe Verwandtschaft zum Jazz. Ihre Exponenten mischen aber gerne auch andere populäre Stile in ihren Happysound. João Bosco etwa kommt vom Rock ’n’ Roll: Schon als 13-Jähriger hatte er seine eigene Band und war lange ein Elvis-­Fan. Während seines Inge­nieur-Studiums in Rio de Janeiro wandte er sich dem Bossa Nova zu, mischte aber auch Samba bei, afrikanische Weisen sowie die Synkopen-Rhythmen der Karibik. Schliesslich entdeckte er Bebop und Swingjazz.

Diesen Mixsound zelebriert Bosco als Gitarrist und Komponist mit weltweitem Erfolg bis heute. Doch er ist auch ein be­gnadeter Sänger, der zuweilen ins opernhafte Falsett abhebt oder aber rein silbenhaft scattet wie einst Ella Fitzgerald. Für seine Texte arbeitet er immer wieder mit Poeten zusammen, darunter Vinicius de Moraes oder Aldir Blanc. Sein erstes Album ver­öffentlichte João Bosco 1972, doch erst zehn Jahre später brachte ihm «Comissão de frente» den internationalen Durchbruch. 

Seither ist er mit seiner ­Gruppe in fast gleicher Besetzung pausenlos unterwegs und spielt Album um Album ein. Erstaunlich: Nur wenige davon sind in Europa greifbar. Ein schönes, weil vielfältiges Reinhören bietet die zurückblickende Kom­pilation aus dem Jahr 2012 mit dem Titel «40 anos depois». Dar­auf ist das breite Spektrum der heute 72-jährigen «Stimme aus Rio» hörbar. Antiquarisch ist man­cherorts auch noch «Afro­canto» von 1992 erhältlich, eben­falls eine Art Best-of-Album seiner ersten grossen Erfolge. Auf der aktuellen Tour hat João Bosco das Album «Mano Que Zera» von 2017 im Gepäck, das den Altmeister als jung gebliebenen Komponisten und Sänger zeigt, der es noch immer versteht, die luftig-­leichte Musik Brasiliens zu zelebrieren. 

João Bosco e Grupo
Di, 30.4., 20.00 Kaufleuten Zürich
Fr, 3.5., 21.00 Jazz in Bess Lugano TI

CD
João Bosco
40 anos depois 
(Universal 2012)