Cecil Taylor war ein Freejazzer: Für manche der erste, wichtigste und einflussreichste. Seine musikalische Unbändigkeit basierte nicht nur auf Demontage und Intuition. Der im März 1929 geborene New Yorker hatte sein Fach gründlich studiert, hatte Neutöner wie Béla Bartók oder Arnold Schönberg ebenso verinnerlicht wie die Jazzpianisten Art Tatum und Bud Powell.
Dieser breite Background wurde hörbar bei Taylors Soloauftritten. Glasklare Melodielinien steigerte er kaskadenhaft in orgiastische Cluster. Am wirkungsvollsten war Taylors Musik freilich, wenn man sie auch sah: Buntgewandet und in Wollsocken spielte er den Flügel nicht nur, immer wieder umwanderte und beschwörte er sein Instrument. Ein Schamane eben.
Wie damals im Spätsommer 2000 in Willisau: Während das Luzerner Landstädtchen den sonntäglichen Nachmittagsschlaf hielt, war in der Festhalle jenseits des Stadttores der Teufel los. Da sass einer am Konzertflügel und entführte sein Publikum in eine spontan erschaffene Klangwelt – auf derart plastische Art, dass alle sie in den Ohren mit nach Hause tragen konnten. Kenner waren sich einig: Cecil Taylor, damals 71, gab eines seiner besten Solokonzerte. Die Radioaufnahme ist zehn Jahre später als CD erschienen.
Mit seinem kultischen Musizieren inspirierte Taylor scharenweise Kollegen. Vier von ihnen widmen dem im April mit 89 Jahren verstummten Pianisten eine Reverenz anlässlich des Zürcher Unerhört Festivals. In der Helferei Grossmünster spielen an zwei Abenden die 77-jährige Zürcherin Irène Schweizer und Sylvie Courvoisier, die 50-jährige Lausannerin in New York. Sodann der 37-jährige Alexander Hawkins aus Oxford und der 30-jährige Zürcher Yves Theiler.
Unerhört Festival
Fr, 23.11.–So, 2.12.
Spielstätten in Winterthur und Zürich
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