Wieder gehört: Der Mehrfachstar

Die Stars standen Schlange, um bei ihm Songs zu bestellen. Lange bevor er selbst als Chansonnier Karriere machte, schrieb Serge Gainsbourg für Marianne Faithfull, Petula Clark, Juliette Gréco und Dalida. Im Akkord lieferte er Notenblätter und Textzeilen im Multipack, denn der Pariser Bohémien war nicht nur Kettenraucher, Alkoholiker und Kaumschläfer, sondern auch begnadeter Komponist, Arrangeur und Poet.

Als Kind hatte er bravourös Klavier gespielt und war zugleich ein meisterhafter Karikaturist: Beides machte er bald zu Geld, litt aber ein Leben lang unter ­seiner Mehrfachbegabung, die ihn auch mehrfach forderte. Entdeckt wurde er als Barpianist von einem Labelmanager. Als er dann viel später selbst auf der Bühne stand, gab es kein Halten mehr. Privat war Gains­bourg zwar schüchtern, wie seine Geliebte Jane Birkin einmal verriet. 

Im Rampenlicht aber kannte er keinerlei Zurückhaltung, geschweige denn Manieren. Sein Stöhnsong «Je t’aime, moi non plus» war nur der bekannteste einer Reihe von Bürgerschreck-Aktionen, die aber gleichermassen bejubelt wurden.

Dabei ist Serge Gainsbourgs Poesie durchaus filigran. Seine Texte leben von witzigen Wortspielen, seine Musik erklingt als raffinierte Fusion aus Jazz und Sixties-Pop, Klassik und verschiedenen Folkloren. Gegen Ende seiner Karriere wandte er sich zunehmend Rock und Reggae zu. Gainsbourg hat viele Alben veröffentlicht, und nach seinem Tod erschienen zahllose Compilationen, die auch seine Auftrags-­Songs enthalten. Er schrieb zudem Filmmusik, trat als Dreh­buchautor und Schauspieler auf.

Im Frühling 1991 starb Gainsbourg knapp 63-jährig an einem Herzinfarkt. Am 2. April wäre ­er 80 geworden. Aus diesem Anlass widmet ihm SRF 2 Kultur eine «Jazz Collection»-Sendung. Nebst viel gespielter Musik wird sich Eric Facon mit Alain Croubalian unterhalten. Der Genfer Musikjournalist, Schauspieler und Musiker adaptiert mit seiner Band The Dead Brothers immer wieder Songs von Serge Gainsbourg.