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In der Jazzcommunity gilt das Startum für gewöhnlich als ärgerliche Nebenerscheinung. Ausnahmen gabs immer: Sie hiessen Charles Mingus, Miles Davis oder Nina Simone und wurden ihrer Launen und Unnahbarkeit wegen erst recht verehrt. Brad Mehldau war lange Zeit weder das eine noch das andere – ein netter Junge von nebenan, der nur eine Leidenschaft kannte: Musik. Doch als der Pianist 1995 sein Debüt vorlegte, hatte die Szene ihren neuen Megastar. Nachgeholfen hatte Branchenriese Warner, der das Werk mit einem hollywoodesk protzenden «Introducing Brad Mehl-dau» betitelte.
Mehldau war damals 25 und hatte mit Bassist Larry Grenadier und Drummer Jorge Rossi eben ein Trio gegründet. Mit Jazz war der 1970 geborene US-Musiker aber erst auf der Highschool in Berührung gekommen. Zuvor hatte Klassik sein Leben dominiert, seine Vorliebe galt Beethoven und deutschen Romantikern. Als Warner Music ihm den Plüschsessel bereitstellte, war für Mehldau klar, in welche Rolle er schlüpfen würde: in die eines «neuen Romantikers», was seinen Kultstatus festigte. Mehldau begann abzuheben. Die Alben, die er mit Grenadier und Rossi einspielte, nannte er kühn «The Art of the Trio». Er wurde selbstherrlich, arrogant – und landete in der Heroinsucht.
Tragisch, hatte er doch dieses ganze Getue gar nicht nötig. Als aussergewöhnlicher Musiker, ausgestattet mit dem analytischen Geist des Klassikers und der kreativen Unbändigkeit des Jazzers, weiss er diese «Gegenpole» zu verschmelzen. Längst ist Brad Mehldau wieder clean. In seinem Trio spielt mittlerweile Drummer Jeff Ballard.
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