Mit dem Film kam die Zensur. Mitte der 20er-Jahre gewinnt das neue Medium grosse Popularität. In Berlin entsteht der Ufa-Palast mit 2000 Sitzplätzen. Die Behörden der Weimarer Republik erkennen, welchen Einfluss das Kino auf die Bevölkerung haben könnte. So kommt Sergej Eisensteins legendärer Revolutionsfilm «Panzerkreuzer Potemkin» erst nach massiven Kürzungen zur Aufführung. Man fürchtet die revolutionäre Kraft des Films. Gleiches widerfährt Rainer Maria Remarques «Im Westen nichts Neues» – der Film könnte zum Pazifismus ermuntern. Das waren Vorboten der umfassenden Medienmanipulation Jahre später durch die Nazis.

Die österreichischen Medienwissenschaftler Wolfgang Pensold und Otmar Moritsch beschreiben diese Übergriffe ­
in ihrem neuen Buch «medien.welten – die Kulturgeschichte der modernen Mediengesellschaft».
Der Titel ist hoch gegriffen. Die beiden Autoren fassen ­ die Kommunikationsgeschichte der Neuzeit seit dem 15. Jahrhundert sehr verkürzt zusammen. Und doch ist das Buch lohnenswert. Denn es führt den Leser in einer verständlichen Sprache in die Mediengeschichte ein und dokumentiert, wie kurzlebig Kommunika­tionsträger oft sind. Und der Band belegt, dass jedes neue Medium eine Form der Überwachung sowie der Zensur nach sich zieht. So etwa wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Briefverkehr überwacht, danach folgte die Pressezensur.    

Wolfgang Pensold, Otmar Moritsch
«medien.welten»
224 Seiten
(Ueberreuter 2013).