Pete Flores ist ein typischer Antiheld. Der Ex-GI trinkt und lässt sich mit den falschen Leuten ein. Er ist ganz der Mann, den der grosse US-Autor James Lee Burke in seinen Romanen liebt. Flores muss in einem südwesttexanischen Nest mitansehen, wie seine Auftraggeber neun Asiatinnen mit einer MP niedermetzeln. Er haut ab und setzt einen genretypisch blutigen Wettlauf in Gang. Bald jagen Killer, das FBI, die Polizei ihn und seine Freundin Vikki.

Der 77-jährige Burke gilt als Altmeister des harten US-Kriminalromans. Er gewann alle wichtigen US-Preise. Seine Krimis sind düster und wuchtig, voll mystischer Anspielungen und poetischer Schilderungen der Natur. Die Menschen sind für Burke stets wichtiger als die Geschichte, die letzten Fragen spannender als das Spiel mit der Suspense.

In «Regengötter» erkundet er, was aus normalen Menschen wird, wenn das Böse in ihr Leben tritt. Da ist Sheriff Hackberry Holland, ein über 70-jähriger Korea-Veteran. Er will die Mörder mit Anstand zur Strecke bringen. Sein Gegenspieler, der psychopathische Killer «Preacher», wähnt sich im höheren Auftrag, zeigt aber Mitgefühl gegenüber Schwachen. Und Nick Dolan, ein fetter Stripclub-Besitzer, wächst über sich hinaus, als seine Familie ins Visier der Killer gerät. Am Ende sind die Frauen die wahren Helden: Dolans Gattin Esther, Hollands Kollegin Pam und die knallharte Vikki bieten den Verbrechern die Stirn.

Der Roman «Regengötter» ist auch ein Western. Alles läuft auf das grosse Duell am Schluss hinaus. Allerdings kamen Burkes Helden erschöpft und moralisch gebrochen aus dem Krieg. Ein Sieg bringt ihnen im besten Fall Ruhe vor ihren Dämonen. Den Optimismus eines John Wayne, neuen Horizonten entgegenzureiten, haben sie verloren.

James Lee Burke
«Regengötter»
672 Seiten
(Heyne 2014).