Web-App: Auf den Spuren des «Chrampfers»
Die Web-App «Escher-Walk» führt Spaziergänger multimedial durch die Welt des Politikers und Bahnpioniers Alfred Escher. Ein kurzweiliger Rundgang durch das Zürich von einst, der einlädt, über das Heute nachzudenken.
Inhalt
Kulturtipp 23/2019
Simon Knopf
Wenn Bäume sprechen könnten. Nun, sie können. Zumindest auf dem «Escher-Walk» der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Und was sie zu erzählen haben, die Schwarzkiefer und der Ginkgo, die im Zürcher Belvoirpark stehen! Denn sie wissen um das Leben mit all seinen Dramen, das sich auf dem Anwesen der Familie Escher abspielte. Und vor allem wissen sie um den wohl bedeutendsten Familienspross, der dort aufwuchs und lebte: Alfred Escher. ...
Wenn Bäume sprechen könnten. Nun, sie können. Zumindest auf dem «Escher-Walk» der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Und was sie zu erzählen haben, die Schwarzkiefer und der Ginkgo, die im Zürcher Belvoirpark stehen! Denn sie wissen um das Leben mit all seinen Dramen, das sich auf dem Anwesen der Familie Escher abspielte. Und vor allem wissen sie um den wohl bedeutendsten Familienspross, der dort aufwuchs und lebte: Alfred Escher.
Zum 200-Jahre-Jubiläum des Politikers und Eisenbahnpioniers haben Studentinnen und Dozenten des Departements Design der ZHdK einen multimedialen Stadtspaziergang entwickelt. Der «Escher-Walk» ist als Web-App aufgebaut. Was man für den Rundgang also braucht, ist ein internetfähiges Smartphone mit vollem Akku und Kopfhörer. Dann führt einen die Tour während rund zwei Stunden durch das Zürich des Alfred Escher.
Die Route beginnt im Belvoirpark, führt über die Seepromenade, Bahnhofstrasse und Altstadt zum Hauptbahnhof und schliesslich zur Aussichtsterrasse der ETH. Ist der Ortungsdienst des Handys eingeschaltet, leiten einen ein Kompass und ein Erzähler zu den 46 Stationen der Tour. Dort liefern multimediale Inhalte Einblicke in das Leben von Alfred Escher, seiner Tochter Lydia sowie in die Politik des damaligen Zürichs. Spielerisch und frisch sind diese Häppchen gestaltet: Ein Zeichentrickfilm zeigt Escher als Baby – steckt der Pioniergeist in jedem von uns? Im Hörspiel plaudern zwei Herren über den Bau des Gotthard-Tunnels und Escher, den «Chrampfer». Tagebucheinträge von Lydia wiederum zeugen vom Unbehagen, das Eschers Tochter im kleingeistigen Zürich empfand. Ihre tragische Geschichte wird schliesslich in zwei Experimentalfilmen dem damaligen Frauenbild und den heutigen Lebensentwürfen junger Frauen gegengeschnitten.
So schlägt der «Escher-Walk» immer wieder die Brücke ins Jetzt. Auch auf der Polyterrasse, wo der Fortschrittsglaube zur Debatte steht. Und während man sich darüber seine Gedanken macht, blickt man nach unten zum Bahnhofsplatz. Dort schaut Alfred Eschers Denkmal noch immer gen Gotthard, unbeirrt den Optimismus und die Entschlossenheit in seinem Blick.
Alfred Escher – Ein Spaziergang durch Zürich
www.escherwalk.ch