Am Schluss sah es wie eine konzertierte Aktion aus: David Bowie lässt nach zehnjährigem Verstummen wieder von sich hören. Just zu seinem 66. Geburtstag. Heimlich hatte er in den vergangenen zwei Jahren in New York ein neues Album («The Next Day») eingespielt. Und zufällig präsentiert das Victoria and Albert Museum in London zurzeit eine grosse Ausstellung zum weltberühmten Sohn der Stadt.
Tod auf offener Bühne
Sinn für Inszenierungen, für Rollenspiele, Maskeraden und für Theatralisches hatte David Bowie, das «Chamäleon des Pop», schon früh. Beispielhaft geschah es im Fall von «Ziggy Stardust», dem Konzeptalbum von 1972 mit einem Songzyklus, der dem damals in Blüte stehenden Glam-Rock verpflichtet war. Der Welt sind noch fünf Jahre bis zu ihrem Untergang gewährt, im All wartet ein «Starman» darauf, der Erde Rettung anzubieten. Ein ausserirdischer Rockstar namens Ziggy schafft es hoch hin­auf, um ganz tief zu fallen. David Bowie spielt für drei Jahre diese Kunstfigur eines Alien, das auf die Erde ­gebeamt wurde, um den Rock ’n’ Roll zu bringen. Der Mann, der sich immer wieder neu erfand, setzte dem ein dramatisches Ende: Beim letzten Konzert der Welttournee am 3. Juli 1973 in London liess Bowie sein Alter Ego auf offener Bühne sterben. Ein letztes Mal wurde «Rock ’n’ Roll Suicide» gespielt.
Eigentlich hätte Bowie die ganze glamouröse Maskerade gar nicht nötig gehabt. Die Musik, hört man nur sie, ist Ausdruck von einem, der einfach verteufelt gute Songs schreiben kann. Zum Klassiker geworden, bleibt «Ziggy Stardust» ein Album, dem bis heute regelmässig ein Platz unter den besten aller Zeiten gewiss ist.

David Bowie
Ziggy Stardust
(RCA 1972)

40th Anniversary Edition (EMI 2012).