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Während viele arabische Länder zurzeit für Schlagzeilen sorgen, scheint die politische Lage in Marokko ruhig. Dass die Bidonvilles rund um die grossen Städte des Landes aber wahre Brutstätten für den Islamismus sind, macht der Roman von Mahi Binebine deutlich. Er entstand nach dem Attentat am 16. Mai 2003. Damals sprengte sich eine Gruppe von 14 Jugendlichen in einem Luxushotel in Casablanca in die Luft. Es gab über 40 Tote und Hunderte von Verletzten. Die Attentäter stammten alle aus dem Elendsviertel Sidi Moumen.
«Ich wollte versuchen zu verstehen», sagt der 1959 in Marrakesch geborene Schriftsteller. Deshalb fing er an, in diesem – mit rund 350 000 Einwohnern – riesigen Slum vor den Toren Casablancas zu recherchieren. Und stiess auf unvorstellbare Armut, die ihn zutiefst erschütterte. Fünf Jahre vergingen, ehe Binebine sein Buch 2008 abschliessen konnte. Seine Geschichte schrieb er aus der Sicht eines am Attentat beteiligten Jungen: Jaschin erzählt von seiner Kindheit, die hart, aber auch glücklich war. Er berichtet vom (Über-)Leben im Müllberg. Und von der Begegnung mit Abu Subair, dem spirituellen Führer, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die Seelen junger Menschen zu läutern, sie auf den rechten Weg zu führen. «In Wirklichkeit hat uns dieser Weg geradewegs in den Tod geführt», so das Fazit des toten Erzählers Jaschin.
Ein eindrücklicher Roman, der trotz aller Tragik die Leichtigkeit, die Verschmitztheit und den Witz von Jugendlichen nie verliert.
Mahi Binebine
«Die Engel von Sidi Moumen»
157 Seiten
Erstausgabe in Französisch: 2010
Heute erhältlich bei Lenos.
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