Goalie ist kein schlechter Mensch. Er hat einfach Pech gehabt, wegen einer «Giftgeschichte» musste er ein Jahr hinter Gitter in Witzwil. Jetzt aber kehrt er zurück nach Schummertal, in die bernische Kleinstadt, wo er seit Kindertagen lebt. Und Goalie will neu anfangen. In der Porzellanfabrik heuert er an als Lagerist.
Und da wäre noch die Liebe zu Regi (Sonja Riesen), die in der Beiz Maison kellnert. Kann etwas mit den beiden werden, wo Regi doch dem dreinschlagenden Unsympathen Budi «gehört»?
Goalie nennen ihn alle, kaum einer kennt seinen richtigen Namen Ärnschd. Goalie, nicht weil er als Kind beim Tschutten etwa im Goal gestanden wäre. Im Gegenteil, Goalie hatte im Sturm die Tore erzielt. Tatsächlich ins Goal musste einer, den keine Mannschaft wollte – den man widerwillig am Schluss wählte.
Ein Herz für andere
Unser Held trägt den Namen im übertragenen Sinn: Goalie hält für andere den Kopf hin. Wie einst in jener Szene, die von den 1980er-Jahren zurückblendet: Goalie & Co. als tschuttende Kinder. Der verschupfte Bausiger, der mit der Brille, heute Banker mit Familie, versagt kläglich im Tor und wird verprügelt, als sich unser Held für ihn einsetzt und den Satz sagt: «Der Goalie bin ig.» Man solle ihn verhauen statt Bausiger.
Inzwischen sind alle erwachsen geworden. Und Goalie ist immer noch Goalie. Wahlweise wird er als «Plauderi» oder «Laferi» tituliert, er redet halt gerne. Und er trinkt etwas viel. Aber im Kern ist er ein guter, ja gutmütiger Mensch. Was damals mit der «Giftgeschichte» genau war, kommt erst jetzt aus. Bei einem Abstecher mit Regi nach Spanien dämmert es ihm: Er ist der Sündenbock, der Prügelknabe, der Pechvogel, dem die kleinstädtischen Drogendealer – Beizer Pesche, Eso-Stofer und Goalies bester Freund Ueli – übel mitgespielt hatten.
Vom Goalie-Sein
Sein Leben entpuppt sich als eine Geschichte von Freundschaft und Verrat, vom Verlieren und vom Kopf-für-andere-Hinhalten – vom Goalie-Sein eben.
Von Pedro Lenz’ Mundartroman sind seit 2010 sieben Auflagen erschienen. Insgesamt wurden bisher 22 000 Exemplare des Buches verkauft. Ein stattlicher Erfolg für einen Roman, der sich sprachlich nicht allen leicht erschliesst. Der aber durch eine starke Geschichte überzeugt. Man fragte sich, ob sich das Buch mit Gewinn auf die Leinwand übertragen liesse.
«Der Goalie bin ig» ist ein ungemein gelungener Film, eine Literaturadaption, die den Ton und die Atmosphäre des Buches bestens trifft. Nicht zuletzt verdankt der Film viel dem richtig dosierten, verhaltenen Spiel von Goalie-Darsteller Marcus Signer. Der Berner Schauspieler übernimmt nach diversen kleineren Auftritten (etwa in «Tatort») seine erste Hauptrolle. Neckisch der zweimalige Kurzauftritt von Autor Pedro Lenz als pomadisierter, französisch sprechender Drogendealer.
Buch
Pedro Lenz
«Der Goalie bin ig»
Sonderausgabe zum Film mit Originaldrehbuch und Gespräch zwischen Goalie-Darsteller Marcus Signer und Pedro Lenz
200 Seiten (Der gesunde Menschenversand 2013).
Film
Der Goalie bin ig
Regie: Sabine Boss
Ab Do, 6.2., im Kino