Volker Hage: «Die freie Liebe»
Volker Hage erzählt in seinem Roman «Die freie Liebe» von einer Dreiecksbeziehung im München der wilden 70er.
Inhalt
Kulturtipp 16/2015
Letzte Aktualisierung:
29.07.2015
Babina Cathomen
«Mit 21 muss das Leben beginnen. Wie kann es anders sein?» Das denkt der junge Wolfgang, als er 1971 aus der engen Heimatstadt nach München kommt, um dort sein Studium zu beginnen. Und tatsächlich wird es ein wildes Jahr. Wolf zieht in eine Vierer-WG und lernt dort die 24-jährige bildschöne Larissa, genannt Lissa, kennen. Sie ist – den katholischen Eltern zuliebe – verlobt mit dem Schauspieler und WG-Mitbewohner Andreas. Damit beginnt eine anfangs p...
«Mit 21 muss das Leben beginnen. Wie kann es anders sein?» Das denkt der junge Wolfgang, als er 1971 aus der engen Heimatstadt nach München kommt, um dort sein Studium zu beginnen. Und tatsächlich wird es ein wildes Jahr. Wolf zieht in eine Vierer-WG und lernt dort die 24-jährige bildschöne Larissa, genannt Lissa, kennen. Sie ist – den katholischen Eltern zuliebe – verlobt mit dem Schauspieler und WG-Mitbewohner Andreas. Damit beginnt eine anfangs prickelnde Dreiecks-Beziehung. Sobald Andreas aus dem Haus ist, schleicht Lissa in Wolfs Bett. Als Andreas davon erfährt, nimmt er es scheinbar gelassen. «Man ist eben heute nicht mehr eifersüchtig. Man stellt keine Besitzansprüche mehr. Man glaubt an die freie Liebe», stellt Wolf fest. Doch so einfach, wie es klingt, ist es dann doch nicht: Eifersucht, Gefühlsverwirrungen und emotionale Verletzungen sind fast unvermeidlich. Die Geschichte endet im Desaster.
Der renommierte deutsche Literaturkritiker und Autor Volker Hage (64) beschreibt die Ménage-à-trois aus Wolfs Sicht. 40 Jahre später trifft dieser seinen ehemaligen Kontrahenten Andreas und findet kurz darauf seine alten Tagebuch-Aufzeichnungen sowie eine Film- und eine Tonbandspule wieder, welche die leidenschaftliche Affäre dokumentieren. Hage zeigt in seinem leichtfüssigen ersten Roman – angereichert mit zahlreichen Zitaten aus Literatur und Film, wie die scheinbare Freiheit zur Last werden kann. Durch die gewählte Form des Tagebuchromans verbleibt er dabei im naiven, protokollierenden Ton des 21-Jährigen und damit oft an der Oberfläche: Das Thema der sexuellen Revolution liesse sich durchaus facettenreicher angehen. Dennoch lässt man sich gerne zurückversetzen in die Zeit, als die Jugend das Magazin «Twen» las, sich über den ersten Videorekorder oder die erste deutsche «Playboy»-Ausgabe freute, Led Zeppelin hörte und Uschi-Obermaier-Filme schaute.
Volker Hage
«Die freie Liebe»
160 Seiten
(Luchterhand 2015).