Seit mehr als einem halben Jahrhundert stand die Marke Charles Vögele für preisgünstige Familienmode. Vom gleichnamigen Unternehmer 1955 gegründet, wurde das Schweizer Traditionsunternehmen 1998 verkauft und als Holding an die Börse gebracht. Liefen die Geschäfte anfangs gut, glitt das Unternehmen in den letzten Jahren mehr und mehr in die roten Zahlen. Ende 2016 wurde es abermals verkauft – diesmal an eine Investorengruppe um den italienischen Modekonzern OVS. Der Name Charles Vögele wird in diesem Jahr verschwinden, die 163 Filialen werden auf die Marke OVS umgestellt.
Finanziell auf sicheren Füssen
Davon unbehelligt ist das Vögele- Kulturzentrum am Firmensitz in Pfäffikon, das seinerzeit von dem Verkauf ausgenommen worden war. Von Geschäftszahlen unabhängig, muss es sich um seine Zukunft keine Sorgen machen: «Das Kulturzentrum steht finanziell auf sicheren Füssen», sagt Monica Vögele, Leiterin des Zentrums und Tochter des Gründers. Sie ist es leid, mit dem Untergang des Einzelhändlers in Verbindung gebracht zu werden. Das Modeunternehmen Charles Vögele sei seit rund 20 Jahren nicht mehr in der Hand ihrer Familie.
Dennoch profitiert das Kulturzentrum von dem einstigen Geschäftserfolg seines Gründers Charles Vögele, oder wie es Monica Vögele ausdrückt: «Mein Vater hat in die Zukunft gedacht.» So finanziert sich das Kunsthaus bis heute durch das Kapital der Stiftung Charles und Agnes Vögele. Diese wurde 1998 mit einem Teil des Privatvermögens gegründet, um die gesellschaftlichen Anliegen des 2002 verstorbenen Gründers sicherzustellen. Ohne diese Gelder wäre ein Betrieb des Kunstzentrums nicht möglich. Die Einnahmen sind vernachlässigbar, öffentliche Gelder gibt es nicht.
Charles Vögele und sein Kunstverständnis
Im Gegensatz zur bodenständigen Mode war der Charakter Charles Vögele – mit bürgerlichem Namen Karl Leo Vögele – eher illustrer Natur. Nach frühen Ambitionen als Opernsänger und einer erfolgreichen Karriere als Autorennfahrer wandte sich der Bilder- und Antiquitätensammler später vollends der Kunst zu. Sein Engagement gipfelte darin, dass er 1976 am Firmensitz in Pfäffikon das Seedamm-Kulturzentrum eröffnete Nach dem Motto «Kultur gehört mitten ins Leben» platzierte es der Mäzen nahe einer Shopping-Mall und einem Erlebnisbad. Vögele war überzeugt, dass Konsum und Kultur gleichermassen wichtig für den Menschen sind. Mit der Förderung einer Kunstvermittlung für jedermann sowie dem für die Eröffnungsausstellung gewählten Künstler Hans Erni zog er sich die Kritik der etablierten Kunstszene zu.
«Beobachtungsstation für Fragen der Zeit»
Nach Vögeles Tod und 33 Jahren mit klassischem Ausstellungsbetrieb übernahm dann 2010 die Familie Vögele die Leitung der Kulturstiftung. Unter der Führung von Monica Vögele erfuhr das seither Vögele-Kulturzentrum genannte Haus eine konzeptionelle Neuausrichtung. Kunst und Kultur sollten nicht mehr nur gezeigt, sondern erlebbar gemacht werden. Als «Beobachtungsstation für Fragen der Zeit» realisiert das Zentrum seither zwei Ausstellungen im Jahr. Die gesellschaftsphilosophischen Themen sind so vielfältig wie die künstlerischen Ausdrucksformen. Ob Lebenskrisen, die Auswirkungen digitaler Medien oder einfach die Zeit. Mittels Kunst, szenischer Installationen, Alltagsobjekten und medialen Beiträgen soll der Besucher ein Thema ganzheitlich erfahren und zum Nachdenken animiert werden.
Alles zur Zeit – Über den Takt, der unser Leben bestimmt.
Bis So, 24.9.
Vögele-Kulturzentrum
Seedamm Pfäffikon SZ
www.voegelekultur.ch