«Zoom – Virtuelle Entdeckungsreisen» steht auf der Homepage des Museums Rietberg unter dem Begriff «Kunstvermittlung» geschrieben. Klickt man auf das Bild mit dem Mädchen am iPad, findet man sich in einem virtuellen Raum zu Indien wieder. Da ist zum Beispiel Shiva, ein Gott mit vielen Namen und Gesichtern. Betätigt man den Startbutton daneben, hört man Vögel singen, Sterne glitzern über dem weiten Land. Wie in einem Computergame kann sich der Nutzer fortbewegen und mit einem Klick auf die gelben Punkte Geschichten über hinduistische Gottheiten und den kosmischen Kreislauf entdecken.
Diese «Virtual Reality» ist nicht die einzige Spielerei, die sich einem auf der Website des Museums Rietberg anbietet: Der User kann sich auch im Zusammensetzen von 3D-Puzzles üben oder sich in interaktiven Bildern verlieren.
Museum Rietberg mit Virtual Reality
Seit 2016 setzt das Museum Rietberg in der Vermittlung auf Virtual Reality. «Damit wollen wir Inhalte vertiefen und in den öffentlichen wie privaten Raum hinaustragen», sagt Mediensprecherin Elena DelCarlo. Mit dem Projekt «Zoom» – so heisst die interaktive Plattform zu Indien – möchte das Haus junge Kunstfans sowie Schüler erreichen. DelCarlo betont aber: «Im Zentrum der Museumsarbeit steht nach wie vor die persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk sowie die Begegnung und der Dialog in der realen Welt.» Das heisst: Der Schwerpunkt bleibt auf dem Live-Erlebnis, virtuelle Ausstellungen sind als Ergänzung gedacht.
Obwohl die Plattform noch einiges an Verbesserungspotenzial aufweist, ist das Museum Rietberg eines der fortschrittlichsten Schweizer Museen im virtuellen Bereich. Auf den meisten Websites der Museen findet man lediglich eine Reihe digitalisierter Werke.
Kunsthaus Zürich mit «Dada Digital»
Die Homepage des Kunsthauses Zürich etwa leitet User zum Projekt «Dada Digital» weiter: Das Museum hat 2016 zum 100-Jahr-Jubiläum von Dada alle Dokumente und Arbeiten auf Papier digitalisiert und mit ausführlichen Beschreibungen versehen. Da stöbert man nun in einem wunderbaren Fundus und erfährt weit mehr als Name und Künstler des Werks sowie wann und wo es entstanden ist. Dennoch bleibt die digitale Ausstellung hinter einer realen Show zurück, die im Zusammenspiel aller Werke funktioniert und immer auch ein Erlebnis darstellt.
Björn Quellenberg, Leiter der Kommunikation, sagt dazu: «Museen können durch die Digitalisierung ihrer Werke die Reichweite erhöhen.» Deshalb wird das Kunsthaus Zürich zukünftig seine digitalen Angebote ausbauen. So ist eine viersprachige Website geplant, die noch in diesem Jahr aufgeschaltet wird. Infolgedessen werde die ganze Sammlung an Gemälden und Skulpturen online gestellt, sagt Quellenberg.
Weitere Vorteile dieses Angebots sind laut Quellenberg, «dass die Verbreitung dank Digitalisierung kostengünstig, schnell und unbeschränkt ist und die analoge Infrastruktur erst noch entlastet». Doch für ihn gibt es einen schwerwiegenden Nachteil. Die Technik zerstöre spontane Reize: «Die fehlende Interaktion zwischen Besucher, Veranstalter und Werk führt zu einer Entfremdung.»
Die Fondation Beyeler setzt auf Google
Auf eine andere Möglichkeit setzt die Fondation Beyeler. Das «Google Arts & Culture» (ehemals «Google Art Project») ist das wohl grösste Online-Angebot im Kunstbereich (www.google.com/culturalinstitute). So können über die Street-View-Funktion auch Museen begangen werden. Auf diese Weise kann man seit 2014 durch die Fondation Beyeler spazieren, von einem Raum zum nächsten, vor Van Goghs Gemälde «Wheatfield with Cornflowers» innehalten, ja es sich sogar auf dem Sofa gemütlich machen und durch die Fenster die verzauberte Gartenanlage bewundern. Klickt man ein Gemälde an, erfährt man zudem alle die Details, die jeweils auf den kleinen Schildern neben den grossen Werken stehen. «Aus rechtlicher Hinsicht war die Präsenz im Google Art Project nicht einfach umzusetzen», sagt Digital Communications Manager Mirjam Baitsch. So hätten sie nur Kunstwerke des Museums zeigen dürfen, deren Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers verstrichen sei.
Daneben setzt die Fondation Beyeler weniger auf Virtual Reality und mehr auf digitale Kommunikation. Seit einem Jahr hat das Museum eine neue Website: Darauf finden sich die ganze digitalisierte Sammlung sowie immer wieder neue Videos. Auf diesen führt der Kurator durch die jeweils aktuelle Ausstellung, oder man kann Künstlertalks lauschen. «Wir wollen dorthin, wo die Leute sind», kommentiert Baitsch diesen Schritt. So sehen sie den digitalen Raum als Erweiterung des Museums. Letztlich stimmt Baitsch jedoch in den Chor der andern mit ein: «Kein digitales Erlebnis kann ein Erlebnis in der realen Welt ersetzen. Es ist kein Ersatz für unser Museum.»
Wandeln in einer 3D-Welt von Mac Cauley
Es gibt aber durchaus interessante Kunstprojekte, die über die blosse Digitalisierung hinausgehen und sich gekonnt der Virtual Reality bedienen, so wie dies etwa der US-amerikanische 3D-Künstler Mac Cauley machte. Dieser verwandelte Van Goghs bekanntes Werk «Das Nachtcafé» in eine 3D-Welt – es macht Freude, sich durchs Café zu treiben und die Nebenräume zu erkunden. In einem trifft man sogar den Künstler persönlich an.
Links zu virtuellen Ausflügen
www.rietberg.ch
Klick auf «Kunstvermittlung»
oder direkt: www.rietberg.ch/zoom
www.kunsthaus.ch
Direktlink: digital.kunsthaus.ch/dadaismus/de/dada-auf-papier
www.fondationbeyeler.ch
Direktlink: google.com/culturalinstitute/beta/partner/fondation-beyeler
www.maccauley.io
Direktlink: www.maccauley.io/portfolio/the-night-cafe/