«Das isch mini.…ääh…Sprech…Co…Combox-Nachricht…könne sie mir nach em Piips, ich wird zrugglüte in…ääh…Laurin Buser…Com…äh…Combox», ertönt eine verwirrt klingende Stimme im Basler Dialekt aus dem Telefonhörer. Die gestammelten Worte sagen viel aus über den 23-jährigen Basler Laurin Buser: Er liebt es zu verwirren, Leute vor den Kopf zu stossen, Unerwartetes zu tun – am liebsten auf der Bühne.
Mit kindlicher Freude erzählt er, wie er das Publikum während seines Soloprogramms im Basler «Tabourettli» an der Nase herumführte. Ohne Wissen der Zuschauer setzte sich der Bassist seiner Band nach der Pause zu Buser auf die Bühne: «Die Leute dachten, es handle sich um einen Verrückten, der sich in die Show einschlich. Sogar meine Mutter hat mir nach dem Auftritt Komplimente gemacht, wie gut ich mit der schwierigen Situation umgegangen sei.» Ein anderes Mal performte er bei einem Slam-Wettbewerb bewusst so schlecht wie möglich, ohne das Publikum aufzuklären.
Auf dem Boden
Als Aussenstehender könnte man solche Aktionen als Überheblichkeit abtun. Aber Buser ist schon früh auf dem Boden gelandet: «Vor meinem ersten Slam-Auftritt war ich überzeugt, dass ich es ins Finale schaffe, wenn nicht sogar gewinne.» Der damals 15-Jährige platzierte sich indes auf dem zweitletzten Platz. Kein Wunder, kannte er den Dichter-Wettbewerb doch nur von Youtube-Filmen.
Die neue Welt hat es Buser dennoch angetan: «Ich kannte das gar nicht, dass sich Leute in meinem Alter mit Texten auseinandersetzen. Die tickten gleich, und ich konnte mich mit ihnen austauschen.»
Zurück zu den Wurzeln
Vier Monate nach seinem ersten Auftritt gewann der Basler seinen ersten Slam, danach zweimal die U20-Schweizermeisterschaften. Und kurz darauf wurde er deutschsprachiger Meister in Düsseldorf. So hatte Buser mit 19 Jahren im Poetry Slam alle Titel erhalten, die es zu holen gab. Doch er strebt nach mehr: «Fünf Minuten auf der Bühne rocken, das kann ich jetzt. Aber über zwei Stunden ein Publikum zu unterhalten, ist eine ganz andere Herausforderung.»
Laurin Buser suchte diese Herausforderungen bewusst. Er fand sie als Schauspieler auf der Theaterbühne und als Kleinkünstler mit einem ersten abendfüllenden Programm. Am meisten Energie und Zeit gingen in den letzten drei Jahren für seine Herzensangelegenheit drauf: Buser hat ein Rap-Projekt gestartet. Er, der als Teenager über Schweizer Rap wie Black Tiger den Zugang zur Sprache fand, kehrte zu seinen Wurzeln zurück.
Dabei verlässt er sich auf seine Sprachfähigkeiten und überlässt die musikalischen Parts anderen: «Ich habe als Kind Schlagzeug gespielt. Als ich mit dem Slammen begonnen habe, ging meine ganze künstlerische Energie vom Instrument weg zur Stimme.» Gemeinsam mit einer Band von Jazz-Studenten, die «Rap fühlen», und seinem langjährigen Mitstreiter Sascha F., hat Buser in den letzten drei Jahren das Album «Nachtaktiv» aufgenommen, mit dem er nun durch die Schweiz tourt.
Die Bühne im Kopf
Schon als Kind kam er mit der Theaterwelt in Kontakt. Sein Vater ist Schauspieler und Musiker, seine Mutter Regisseurin. «Seit ich mich erinnern kann, hatte ich die Bühne im Kopf», so Buser. Nach der obligatorischen Schulzeit setzte er auf Poetry Slam und ist abgesehen vom Zivildienst noch nie einer «normalen» Arbeit nachgegangen. Er will sich nicht festlegen lassen, langweilt sich schnell, braucht Abwechslung, um einer Sache treu zu bleiben.
Für Januar sind die Daten für ein neues Soloprogramm festgelegt. Doch Buser, der alles gerne auf den letzten Drücker erledigt, hat bisher nichts Handfestes vorbereitet: «Das Organisatorische ist erledigt, das Kreative fehlt noch», sagt er entspannt. Diese «Das kommt schon alles gut»-Einstellung passt zur lockeren Art des Baslers. Und irgendeine unerwartete und verwirrende Einlage wird auch in seinem neuen Programm das Publikum fordern.
Laurin Buser & Band
Sa, 15.11., 21.00 Parterre Basel
Das Album:
Generation Maybe
Warme Nu-Soul-, Jazz- und R&B-Elemente werden auf «Nachtaktiv» mit Busers Rap kombiniert. Dieser klingt mal nach Poetry Slam, dann wieder nach Old-School-Deutschrap wie demjenigen der Fantastischen Vier. In teilweise dadaistisch anmutender Manier springt Buser in den einzelnen Songs von Thema zu Thema. Wichtige Konstante ist dabei das Erwachsenwerden. Kein Wunder: Das Album entstand über drei Jahre hinweg. Drei Jahre mitten in der Generation Maybe, die alles ein bisschen tut, aber nichts so richtig. Eine Generation, die sich nicht festlegen kann und will. Oft selbstironisch, hinterfragt der 23-jährige Basler sich und seine Altersgenossen, rappt wortgewandt über Frauengeschichten, Rausch oder die Spassgesellschaft.
Laurin Buser
Nachtaktiv
(Deepdive Records 2014).