Krummen. Einfach nur Krummen. So heisst die Titelfigur im Roman des Luzerner Schriftstellers Heinz Stalder. Krummen ist ein Verdingkind, geboren im Kriegsjahr 1918. Als Siebenjähriger führt er auf einem Herbstmarkt seine aussergewöhnlichen Rechenkünste vor, «Mal- und Geteiltrechnungen in Sekundenschnelle». Eine besondere Gabe mit fatalen Folgen.

Autodidaktisch hat er sich diese Fähigkeiten beigebracht. Krummen wird Knecht, zieht von Hof zu Hof, und endet auf dem Gutshof eines Altersasyls – um schliesslich eine letzte Carfahrt zu erleben, welche er für den Dienstbotenverein organisiert hat.

Krummen führte ein reiches, wenn auch entbehrungsreiches Leben: Da ist die originelle Entjungferung durch die junge Magd; da sind die Aktivdiensttage am Gotthard und Krummens Scherereien mit der Militärjustiz. Zu berichten gibt es von mathematisch ausgeklügelten Rasierplänen und Gebisstauschaktionen im Heim oder vom veritablen Dorftheaterdebakel. Im Zentrum stets Krummen, der Heimatlose: «Krummen war nirgends zu Hause. War noch nie irgendwo daheim gewesen.»

Vergangene Episoden

«Krummen» ist ein Roman, der seinen Stoff nicht episch ausbreitet. Heinz Stalder vertraut auf eine episodische Erzählweise. Eben so, wie es im Zusatz­titel zum Roman heisst: «Ein Leben in Stücken.» Das sind besondere Ereignisse, dramatische, komische, skurrile, lakonisch geschrieben. Diese Stücke fügen sich zu einem Leben und einer Epoche, die vergangen sind. Ein schönes Buch von zurückhaltender Komik und leiser Traurigkeit.   

Heinz Stalder
«Krummen.Ein Leben in ­Stücken»
188 Seiten
(Verlag Martin Wallimann 2013).