Die Kindergärtnerin Naomi ist eine Kämpfernatur. So liebevoll sie mit ihren Kleinen umgeht, so resolut tritt sie auf, wenn es um den Erhalt ihres reformpädagogischen Kindergartens geht. Dessen Lage am Meer ruft Bauspekulanten auf den Plan, und Naomi sieht sich mit einem kaltblütigen Architekten konfrontiert, der anstelle des Kindergartens Luxuswohnungen errichten will.
Kampf gegen Mächtige
Im von Korruption und Gewalt geprägten Tel Aviv erscheint der Kampf gegen die Mächtigen lange aussichtslos – ohne Geld hat Naomi geringe Chancen. Dazu kommen persönliche Verstrickungen: Naomi beginnt mit einem Musiker eine Affäre, kämpft mit fordernden Eltern, gesundheitlichen und finanziellen Schwierigkeiten. Und sie wird von der Vergangenheit eingeholt, als ihr 23-jähriger, psychisch angeschlagener Sohn auftaucht. Mit ihm und ihrem Mann hat sie einst in einem Kibbuz gelebt, bis ein Überfall das Leben ihrer Familie für immer verändert hatte.
Der 50-jährige israelische Autor und Jurist Yishai Sarid kennt das Leben in Tel Aviv seit seiner Geburt. In seinem Roman «Alles andere als ein Kinderspiel» wirft er einen tiefen Blick in die moderne israelische Gesellschaft. Nach einem ersten Politthriller rücken die politischen und religiösen Aspekte im neuen Buch zwar in den Hintergrund, sind aber dennoch omnipräsent: Sei es, wenn eine Soldatin in den Kindergarten kommt, um mit den Kindern den Ernstfall zu proben, oder wenn die Kleinen Purim, Pessach und andere jüdische Feste feiern. Vor allem aber ist der Roman ein Plädoyer für die Menschlichkeit, für die sich die Protagonistin unermüdlich und gegen alle Widerstände einsetzt.
Yishai Sarid
«Alles andere als ein Kinderspiel»
Aus dem Hebräischen von Helene Seidler
335 Seiten
(Kein & Aber 2014).
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