Ein Leben geht zu Ende, und andere Leben gehen weiter. Ein Mann (Boonmee) weiss, dass er sterben muss. In den Wäldern im Nordosten Thailands begegnet er Verstorbenen, die als Geister erscheinen. Es ist der Glaube an die Reinkarnation, die, je nach Karma, ein Weiterleben erlaubt: Als anderer Mensch, als Tier. Da löst sich ganz am Anfang ein Büffel am Waldrand vom Strick und läuft in den Wald hinein. Ein Affengeist mit rot glühenden Augen erscheint, eine edel gekleidete Prinzessin an einem Wasserfall erkennt ihr Spiegelbild als Illusion, im Wasser ein Wels, der sprechen kann.
Boonmee, der zum Sterben gekommen ist, sitzt draussen in der Plantage mit seiner verstorbenen Gattin am Tisch, sie in durchscheinender Gestalt. Die Krankheit, die zum Tode führt, kann daher kommen, dass er früher als Soldat Kommunisten getötet hat. So jedenfalls spekuliert Boonmee über sein Karma. Zum Schluss der Gang in die Höhle. Es ist eine Rückkehr vor dem Tod: «Die Höhle ist wie ein Mutterleib. Hier bin ich geboren», sagt Boonmee.
Goldene Palme
Was da genau passiert, welche Figur, menschlich oder tierisch, welche Reinkarnation darstellt, es bleibt offen, unklar. Ebenso interpretierbar ist, welche Szenen in der Realität, welche in der Einbildungswelt ihren Platz haben. Und was ist Vergangenheit, was Erinnerung, was Gegenwart? Das Vage kann gerade ein Reiz dieses Filmes sein, führt mitunter aber auch zur Irritation. Jedenfalls: Dieser wohl wunderlichste Film seit Langem wurde 2010 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
«UNCLE BOONMEE» Das Gestern, Geister und Erinnerung
Tod, Wiedergeburt, Karma und Geister: Das sind die Themen im thailändischen Spielfilm. Ein Streifen, der auch ein irritierendes Wahrnehmungsspiel ist.<br />
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