Tuliaisia «Wir lieben die dunkle Jahreszeit»
Die beiden Zürcher Jazzerinnen Marianne Racine und Vera Kappeler legen ihre zweite Tuliaisia-CD vor. Mit Musik voller Melancholie und Winterwärme.
Inhalt
Kulturtipp 26/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Frank von Niederhäusern
Zur perfekten Winteridylle fehlen nur noch das knisternde Kaminfeuer und der Duft nach Pfefferkuchen. In kleiner Runde singt Marianne Racine Lieder aus ihrer nordschwedischen Heimat. Fröhliche Polkas samt Schellengebimmel und melancholische Moritaten, die von Liebe und Schicksal erzählen. An ihrer Seite sitzt Vera Kappeler, die hymnisch-schräge Weisen in ihr gut 100-jähriges Miniharmonium knetet.
In der Ustermer «Hut»-Bar feiert das Zürcher Duo Premie...
Zur perfekten Winteridylle fehlen nur noch das knisternde Kaminfeuer und der Duft nach Pfefferkuchen. In kleiner Runde singt Marianne Racine Lieder aus ihrer nordschwedischen Heimat. Fröhliche Polkas samt Schellengebimmel und melancholische Moritaten, die von Liebe und Schicksal erzählen. An ihrer Seite sitzt Vera Kappeler, die hymnisch-schräge Weisen in ihr gut 100-jähriges Miniharmonium knetet.
In der Ustermer «Hut»-Bar feiert das Zürcher Duo Premiere seiner neuen Tuliaisia-CD. «Vinter» hört sich intimer und leiser an als der Erstling von 2009. «Als Duo klingen wir fragiler als damals im Quartett», sagt Marianne Racine. «Zudem spielen wir ein Winterprogramm, denn wir beide lieben die dunkle Jahreszeit.»
Racine (55) lebt seit 1984 in Zürich und ist sehr aktiv in der dortigen Jazzszene. Als Dozentin an der Jazzschule und heutigen ZHdK hat sie zahlreiche Sängerinnen geprägt. Vera Kappeler, Mitte 30, hat sich vom irrlichternden Geheimtipp zur omnipräsenten Pianistin entwickelt und hat eben den Jazzpreis der Suisa-Stiftung erhalten.
Alte Folkweisen
Als Tuliaisia (finnisch für Mitbringsel) nehmen sie sich alten Folkweisen aus dem schwedisch-finnischen Grenzgebiet an, wo Marianne Racine – damals Granvik – aufgewachsen ist. «Wir haben alte Liederbücher durchsucht, Platten gehört und dann Volkslieder, Schlager und Songs umarrangiert», erläutern sie ihr Vorgehen. Die Arrangements kommen teils sehr schräg daher. Jazz? «Nein», sagt Marianne Racine, «sagen wir Volksmusik, zeitgenössische.»
Vier der neuen Songs werden auf der CD vom Männerchor 3000 män sachte, aber effektvoll untermalt. Marianne Racine: «Ich liebe Männerchöre, wohl in Erinnerung an meine vielen Onkel, die leidenschaftliche Sänger waren.» So hat sie 33 ihrer Freunde, Studenten und Verwandten samt Mann und Sohn zum Ad-hoc-Chor formiert.
Im kleinen «Hut» in Uster hatten nebst Racine und Kappeler knapp 30 Gäste Platz. Bei der offiziellen CD-Taufe im Zürcher Moods werden auch 3000 män mitsingen.