Wer eine CD einlegt oder ein elektronisches Soundfile lädt, verwendet eine Technologie, die knapp 40 Jahre alt ist. Die ersten CDs erschienen 1982, und manch ein Musikfan bekundete damals Mühe mit deren schlechter Soundqualität. Dass sich dies änderte, ist auch das Verdienst des findigen Schweizers Daniel Weiss. Die Recording Academy in Los Angeles ehrt ihn dafür mit dem Technical Grammy 2021.
Noch immer weltweit gefragte Geräte
Der Elektroingenieur aus Uster hat nach seiner Tätigkeit bei der Firma Studer Revox 1984 eine eigene Firma gegründet. Weiss Engineering Ltd. hat Geräte zur Verarbeitung von digitalen Soundsignalen entwickelt. Damit wurde das Mastering, also die nachträgliche Feinbearbeitung von Tonaufnahmen, auf rein digitaler Basis ermöglicht. «Das war eine Marktlücke», erinnert sich Weiss. «Wir hatten einen einzigen Konkurrenten, heute sind es Tausende.» Dass Weiss-Geräte noch immer weltweit in Tonstudios zu finden sind, hat einen simplen Grund. «Sie waren nicht nur neu, sondern auch gut. Anklang fand zudem die Ergonomie, also die Bedienerfreundlichkeit.» Für die Academy in Los Angeles ist deshalb klar: «Daniel Weiss is one of the true pioneers of digital technology.»
«Das ist schon eine grosse Ehre», freut sich dieser und schmunzelt. Der heute 65-Jährige ist kein Mann der grossen Worte und Gesten. Ein buchstäblich stiller Schaffer, der sich auf das Lösen audiophiler Probleme spezialisiert hat. Seine Firma ist ein KMU-Betrieb mit acht Angestellten geblieben. Zu seinen Kunden aber gehören Herbie Hancock, Céline Dion oder Dweezil Zappa, Sohn von Frank Zappa. Und: Mit Technical Grammys wurden bislang Leute wie Robert Moog (Erfinder des Synthesizers), die Firma Apple oder – posthum – Erfinder Thomas Alva Edison ausgezeichnet.
Technical Grammy für sein Lebenswerk
Im Gegensatz zu Nominierten wie Billie Eilish, Beyoncé oder Ricky Martin, die erst an der Verleihung vom 14.3. wissen, ob sie den Grammy erhalten, steht Daniel Weiss als Gewinner fest. «Der Technical Grammy wird für das Lebenswerk verliehen», erklärt er. An der Zeremonie in Los Angeles wird Weiss mit anderen Empfängern von Lifetime-Awards genannt wie Hip-Hop-Guru Grandmaster Flash oder die Band Talking Heads. Weiss selbst wird nicht nach Los Angeles reisen. Die Verleihung erfolge Corona-konform mit wenigen Gästen. Die bekannte Trophäe – ein vergoldetes Trichtergrammofon – sei mit der Post unterwegs. Und sonst? «Sonst gibts nichts», lacht Weiss.
3-D-Audio auf gutem Weg
Mastering-Geräte produziert Weiss bis heute. Seit 2000 entwickelt seine Firma zudem High-End-HiFi-Geräte für den Privat-Gebrauch: Vom Hochqualitäts-Konverter bis hin zu Abspielgeräten. «Ich habe noch viele Ideen», sagt der initiative Jung-Pensionär. Eine verrät er: «Nach der Digital-Surround-Technologie kommt 3-D-Audio. Um solche Aufnahmen abzuspielen, braucht es heute zehn Lautsprecher oder mehr. Wir arbeiten an einer Soundbar mit zwei Lautsprechern.» Was unglaublich klingt, wird bei einem Test am Firmensitz zum unerhörten Erlebnis. Daniel Weiss lacht zufrieden und sagt bloss: «Natürlich muss man das noch optimieren.» So reden Pioniere.
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Kultur-Aktualität
Fr, 12.3., 17.10 SRF 2 Kultur
Stream
Grammy-Verleihung
So, 14.3., 02.00
www.cbs.com/shows/grammys/video/
Mehr Infos: www.weiss.ch