In der SRF-Talk-Sendung «Focus» erkundet er mit Empathie das Leben seiner Gesprächspartner. Im Podcast «Sykora Gisler» plaudert er enthusiastisch über Fussball, und am Freitagnachmittag führt er die SRF-3-Zuhörer gut gelaunt ins Wochenende. Tom Gisler hat viele Seiten und Interessen. Aber wer steckt hinter der bekannten SRF-3-Stimme? «Eine viel ruhigere und in sich gekehrte Persönlichkeit als man aufgrund meines Berufs meinen könnte», antwortet der Moderator bei einem Stimme schonenden Holunder-Ingwer-Tee. «Die extrovertierte Seite muss ich jeweils in mir wecken», meint der Vater einer Teenager-Tochter, der im zürcherischen Uerikon aufgewachsen ist.
«Radio erzeugt Bilder im Kopf der Hörer»
Beim Radio ist Tom Gisler «nach einer soliden Bank-Lehre» dennoch schnell gelandet. «Die Unmittelbarkeit und den Live-Charakter finde ich bis heute spannend.» So sind für ihn die Momente, in denen Improvisation gefragt ist, am interessantesten. In der Sendung «Focus» etwa hat er die Gäste am liebsten, die vorgepfadete Wege verlassen und für Überraschungen sorgen. «Spannend sind die Menschen, die sich zeigen, ehrlich von ihren Schwächen erzählen.» Er möchte hinter die Fassade blicken, gerade auch bei Politikern oder Sportlern, die oft gegen aussen das Bild transportieren wollen, das sie von sich erschaffen haben.
Tom Gisler ist Radiomensch durch und durch. Das Fernsehen hingegen sei ihm meist zu statisch und zu wenig spontan. Interessieren würde ihn aber ein TV-Talk «im schummrigen Licht mit Drinks und drei spannenden Gästen – ein Format, bei dem man auch mal etwas wagen darf». Generell reizt es ihn, zwischendurch die Schranken zu durchbrechen, welche ein gebührenfinanziertes Unternehmen wie SRF setzt. Zum Beispiel mit einem eigenen kabarettistischen Bühnenprogramm, für das er zurzeit mit dem Online-Format «#GizzleShizzle» Erfahrungen sammelt. «Aber ich muss noch schauen, in welche Richtung das geht», sagt er.
Bei SRF hat er die Möglichkeit, verschiedene Projekte zu realisieren, auch wenn dies mit den aktuellen Sparmassnahmen schwieriger geworden sei. Nebst seinem Fussball-Podcast konnte er zusammen mit Mona Vetsch die sechsteilige Podcast-Serie «Trüffelschweine» gestalten. Die beiden haben im SRG-Ton- und Filmarchiv zu sechs Schweizer Pionieren Material ausgegraben – von Bond-Girl Ursula Andress bis Managerin Heliane Canepa.
Beim boomenden Medium Podcast findet Gisler das, was ihn schon als Kind am Radio fasziniert hat: «Es aktiviert die Vorstellungskraft, erzeugt Bilder im Kopf der Hörer. Im Gegensatz zum Radio kann man den Podcast aber überallhin mitnehmen und zum Beispiel im Tram hören, während draussen die Welt vorbeizieht.»
Radio / Podcast
Trüffelschweine
Mit Mona Vetsch und Tom Gisler
Ab Do, 2.1.: www.srf.ch/audio
3 der 6 Episoden sind am Radio zu hören: Do, 2.1., 17.00 Radio SRF 3
Tom Gislers Kulturtipps
TV-Serie
The Handmaid’s Tale
«Die US-Serie über ein totalitäres Regime, die zurzeit auf SRF 1 läuft, ist unglaublich gut gemacht. Es ist harte Kost – und man erschrickt, wenn man plötzlich die Parallelen zur Realität erkennt.»
Theater
Tsurigo – Improtheater
Do, 16.1./6.2./5.3./2.4./7.5. Roland Zürich
«Das Improtheater Tsurigo ist grossartig: lustig und immer überraschend. Zurzeit tritt das Comedy-Trio im ehemaligen Zürcher Sexkino Roland auf.»
Podcast
Conan O’Brien needs a friend
«Der US-Comedian und Late-Night-Talker Conan O’Brien führt ein Gespräch mit einem Gast. Eine meiner Lieblingsfolgen ist die mit Michelle Obama. Ein sehr lustiges und interessantes Talk-Format.»