«Aquatic Ballet» lautet der Debütalbumtitel des Soloprojekts To Athena. Im Wasser fühlt sich die Luzerner Sängerin wohl, ihr liebster Ort liegt an der Reuss. Dort hinein springt sie zwar nicht mit Ballettschuhen, aber jeweils mit Taucherbrille und Schnorchel.
Beim Treffen mit dem kulturtipp hat sie die Tauchausrüstung daheim gelassen und erzählt ebenfalls am Wasser – an der Limmat – von ihren Songs, «die sich für sie im Nachhinein wie ein Tagebuch lesen.»
Mit den Strophen «Vor allem hani Angscht, dass öppis brecht, wo nie me chläbt» sang sich To Athena ins Gedächtnis der Schweizer Musikszene. Und wurde letztes Jahr an den Swiss Music Awards prompt zur Gewinnerin des Artist Award gewählt.
Dabei wollte die 29-Jährige zuerst gar nicht an die Veranstaltung – und schlich sich am roten Teppich vorbei. «Ich habe mich dort so fehl am Platz gefühlt. Als sei ich nicht berechtigt, da zu sein.»
Aussicht auf ein neues Album
Dabei sind die Schweizer Bühnen so etwas wie das natürliche Habitat für Tiffany Limacher. Schon als Teenager spielte sie in diversen Musicalproduktionen, mit 15 Jahren schrieb sie ihre ersten Songs für eine Zuger Soulband, mit 17 Jahren machte sie bei der SRF-Show «Die grössten Schweizer Talente» mit.
Seit vier Jahren verwirklicht To Athena ihre eigene künstlerische Vision. Ihre englischen Songs schweben dabei im Popmusikhimmel von verletzlich zu pompös, die schweizerdeutschen Lieder zeigen sich ehrlich und nackt. Die Bezeichnung «Cinematic Chamber Songs» gefällt der Schöpferin am besten.
Anfangs sang sie nur auf Englisch, Mundartsongs fühlten sich lange peinlich an. «Im Englischen habe ich mehr Schlupföcher, in denen ich mich etwas verstecken kann.» Auf ihrem zweiten Album «The Movie» singt sie: «Ond ech seng för dech, s esch en Büni, för dis Wärch, aber ned för mech.»
In ihrem Leben sei es sehr früh darum gegangen, auf der Bühne etwas zu repräsentieren. «Am Anfang war ich einfach eine Leinwand für viele Ideen von anderen Leuten.» Das Album habe ihr dabei geholfen, mehr zu ihrer «Essenz» und ihrem eigenen Verständnis von Erfolg zu stehen.
Gerade hört sie oft «She’s Leaving Home» von den Beatles. Der Song stehe für einen Neustart nach «vile Chnürz». Ihren ersten Open-Air-Auftritt hat sie bald am Gurten, danach folgen ein Konzert im KKL und ihre erste Tour in Deutschland. Und dann: die Aussicht auf ein neues Album.
Auf diesem werden sich die Texte wohl vermehrt um zwischenmenschliche Beziehungen drehen, verrät sie. «Ich schreibe oft einfach draufos, ohne ein Thema im Kopf zu haben. Und dann höre ich mal, was meine Songs so zu erzählen haben.» Darauf dürften nicht nur sie, sondern auch ihre Fans gespannt sein.
Luzern Live
So, 21.7., 20.00 KKL Luzern
Festival i de Marktgass
Sa, 10.8., 20.00
Marktgasse 1, Bremgarten AG
Tiffany Limachers Kulturtipps
Song
Gina Été: Trauma (aus dem Album «Erased by Thought»)
«Der Song und das Video zur Flüchtlingsthematik sind unglaublich intensiv und bewegen mich sehr. Gina Été ist eine grosse Inspiration für mich.»
Podcast
Beziehungskosmos
«Der Podcast hilft zu erkennen, dass wir alle ähnliche Probleme haben.»
Buch
Susanne Abel: Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe (dtv 2021)
«Eine Liebesgeschichte, die von Kindern dunkelhäutiger Väter in der deutschen Nachkriegszeit erzählt. Die politischen Themen sind erschreckend aktuell und ziehen einen Vergleich zum heutigen Umgang der deutschen Gesellschaft mit Geflüchteten. Ich habe beim Lesen nur noch geweint.»