Ihre Schreibweisen sind komplett unterschiedlich: Während Mitra Devi als Planerin von Anfang an den Aufbau ihres Romans kennt, schreibt Petra Ivanov aus dem Moment heraus und lässt sich von Figuren leiten. Das hat im Entstehungsprozess zu hitzigen Diskussionen, schliesslich aber zu einem packenden ­Thriller geführt. 

Im Mittelpunkt steht die Psychia­terin Sarah Marten, die vieles unter einen Hut bringen muss: ihren Sohn im Teenie-Alter und ihren Ex-Mann, ebenfalls ein Psychiater. Dazu kommen ihr neuer Liebhaber, ihre schwerbehinderte Schwester und ihre Patienten. Ihr neuer Patient leidet an Schizophrenie. Darum nimmt sie seine Warnungen zuerst nicht ernst: Mehrmals sagt er ihr, sie sei in Lebensgefahr. Doch dann häufen sich seltsame Vorfälle, und der Alltag beginnt Sarah zu entgleiten. War­um kehrt ihre geliebte Schwester mit blauen Flecken aus dem gemeinsamen Wochenende ins Heim zurück? Was hat es mit ihren eigenen Sehstörungen, dem Schwindel und den Gedächtnislücken auf sich? Sarah beginnt, an ihrem Verstand zu zweifeln …

Devi und Ivanov kreieren aus unterschiedlichen Perspektiven und mit Rückblenden in die Vergangenheit eine spannende Geschichte mit zunehmendem Erzähltempo. Trotz einer nicht ganz glaubhaften Wendung sorgt das Duo für einen überraschenden Schluss. Besonders interessant ist die Diskussion um die Selbstbestimmung der psychisch Kranken, die sich zwischen Sarah und ihrem Ex-Mann entspinnt. Eindrücklich zeigt der Thriller, wie schmal der Grat zwischen Normalität und Wahnsinn sein kann.

Buch
Devi & Ivanov
Schockfrost
320 Seiten
(Unionsverlag 2017)