Theodor Storm: Im Bann der See
Die Schweizer Literaturzeitschrift «Orte» widmet ihre neue Nummer verdienstvollerweise dem deutschen Schriftsteller Theodor Storm. Es gilt, ihn neu zu entdecken.
Inhalt
Kulturtipp 12/2017
Letzte Aktualisierung:
31.05.2017
Rolf Hürzeler
Naturlyrik tönt gestrig. Fälschlicherweise, wie der neuen Ausgabe der Literaturzeitschrift «Orte» über den Autor Theodor Storm zu entnehmen ist. «Seine Naturlyrik lässt uns darüber nachsinnen, welchen Platz wir auf der Welt haben, inwiefern unsere Sprache in der Lage ist, die Welt abzubilden … und was sich unserer Sprache entzieht», sagt der Zürcher Hochschullehrer Philipp Theisohn als Präsident der Theodor-Storm-Gesellschaft z...
Naturlyrik tönt gestrig. Fälschlicherweise, wie der neuen Ausgabe der Literaturzeitschrift «Orte» über den Autor Theodor Storm zu entnehmen ist. «Seine Naturlyrik lässt uns darüber nachsinnen, welchen Platz wir auf der Welt haben, inwiefern unsere Sprache in der Lage ist, die Welt abzubilden … und was sich unserer Sprache entzieht», sagt der Zürcher Hochschullehrer Philipp Theisohn als Präsident der Theodor-Storm-Gesellschaft zu «Orte».
Theodor Storm (1817–1888) verbrachte seine Kindheit in der nordfriesischen Kleinstadt Husum, heute ein beliebter Touristenort. Der Lyriker wurde Jurist und eröffnete in Husum eine Anwaltspraxis. Später kam er ans Kreisgericht von Potsdam und über Thüringen schliesslich als Amtsrichter wieder nach Husum. Er hatte in erster Ehe mit seiner Frau Constanze sieben Kinder, mit seiner zweiten, Dorothea, nochmals eine Tochter. Storms Leben wurde politisch vom deutsch-dänischen Konflikt bestimmt, der im Februar 1864 in einen offenen Krieg mündete. Der Schriftsteller war ein deutscher Nationalist, hielt aber gleichzeitig von der preussischen Monarchie wenig.
Zeit seines Lebens schrieb er Gedichte. Vor allem in deutschen Schulen wird heute noch seine Novelle «Der Schimmelreiter» (1888) gelesen: Im Mittelpunkt steht der «Deichgraf» Hauke Haien, der mit seinen rationalen Vorstellungen über den Deichbau bei der lokalen Bevölkerung auf Widerstand stösst. Seine Frau und Tochter finden bei einer Sturmflut nach dem Bruch eines Deichs den Tod; er reitet ihnen auf einem Schimmel ins Wasser nach: «Er sah auch nicht, wie vor ihm über die weite, wilde Wasserwüste sich die Nacht ausbreitete, was er allein sah, war der brandende Saum des Wassers, der, als die Flut stand, mit hartem Schlage immer wieder die selbe Stelle traf …»
Literaturzeitschrift
Theodor Storm
«… die Stimmen, die über der Tiefe sind»
84 Seiten
(Orte 191: 2017).
www.orteverlag.ch